Metadata: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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eine andere Zusammenstellung, die nach der Ertaubungsursache gewählt wurde, 
zo geschah das, um den Einfluss der Aetiologie auf die Gestaltung der Hör. 
strecke übersichtlicher hervortreten zu lassen, und zugleich, um zu zeigen 
wie die Hörfelder beider Ohren eines Zöglings sich zu einander verhalten. 
Bei der Ursache der Taubstummheit sind vor allem die angeborne und 
die extrauterin durch Krankheit enstandene Taubheit auseinander zu halten, 
Leider stösst man schon bei dieser Hauptfrage auf Schwierigkeiten, wenn 
weder die Eltern behufs Aufnahme einer genaueren Anamnese zur Stelle sind, 
noch hausärztliche Zeugnisse vorliegen. Doch gelingt es unter Berücksichtigung 
aller verwerthbaren Anhaltspunkte meistentheils, zu einer Wahrscheinlichkeits- 
diagnose zu gelangen. Fälle von Taubstummheit in der nächsten Verwandt- 
schaft, Mikrocephalie, Halbidiotismus, Mangel jedes Sprechversuches in frühester 
Kindheit deuten auf angeborne Taubheit; Genickkrampf und schwerer Schar- 
'ach, chronische Mittelohreiterung, Rhachitis, Hydrocephalus weisen nach der 
anderen Richtung, zumal wenn das Kind schon sprechen konnte und es wieder 
verlernte. Fallen schwere Krankheiten in das erste Lebensjahr, dann lässt 
der Anhaltspunkt des Verlustes schon vorhandener Sprache im Stich, und 
man kann dem Irrthum verfallen, bei einem Kinde mit angeborner Taubheit 
den Defekt auf einen in frühester Kindheit überstandenen Scharlach zu setzen. 
Doch sind solche Fehlerquellen gewiss selten, und man wird im Allgemeinen 
nicht fehl gehen, überall dort, wo über Genickkrampf und schwere Infections- 
krankheiten aus dem Vorleben des Kindes berichtet wird, die Ertaubung auf 
diese Leiden zu beziehen, es sei denn, dass das Gegentheil glaubwürdig ver- 
sichert wird. 
Dennoch ist bei unsrer Statistik festzuhalten, dass die Ursachen vielfach 
nicht auf sichren Daten, sondern nur auf Probabilität beruhen. Auch die 
meisten andern Untersucher sprechen sich über ihr Material mit derselben 
Zurückhaltung aus. In 3. Fällen (No, 2, 5 und 48 der Haupttabelle) konnte 
ein Entscheid überhaupt nicht getroffen werden, sie scheiden als fraglıch aus 
der Aetiologie-Besprechung aus. 
Noch schwieriger wird die Beurtheilung, wenn innerhalb der Fälle 
erworbener Taubheit die Krankheitsursache näher bezeichnet werden soll. 
Sieht man auch klar genug, wenn Genickkrampf oder Scharlach mit Diphtherie 
in der Krankengeschichte erwähnt werden. so beschränken sich doch häufig 
die Angaben auf eine >hitzige Krankheit« oder es heisst in dem vorliegenden 
Bericht kurz und unklar: «Im 4. Lebensjahre durch Krankheit taub geworden. « 
Eine grosse Rolle spielen in den meist aus dem Munde der Eltern 
stammenden Aufzeichnungen die Ausdrücke: Krämpfe. Fraisen, Gefraisch. 
Nach dem hier bestehenden Sprachgebrauch darf man hierbei nicht, wie es 
in einer der Monographien über Taubstummheit geschieht, sofort auf Genick- 
krampf schliessen. Manche der Kinder, die durch Gefraisch taub geworden 
sein sollten, waren hereditär belastet und mussten der angebornen Taubheit 
zugezählt werden, Andere zeigten deutliche Zeichen von Rhachitis und legten 
die Vermuthung nahe, dass es sich bei ihnen um Stimmritzenkrampf gehandelt 
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