Volltext: Sociale Kämpfe vor dreihundert Jahren

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Bein bereiten. Die Rechnungsbücher, die in den Nürnberger 
Handwerkerladen enthalten find, geben Auskunft über die 
VBielfeitigkeit des Musgabenetatz der Verbände. Die Ge: 
bote waren da3 amtliche Stelldichein der Sefellen; auf ihnen 
wurden die Verbandsangelegenheiten erledigt, die Streitig- 
feiten beigelegt, die Frevel gegen die Ordnungen gebüßt. 
Waren die übliden Zufammenfünfte feierlich, fo bildete die 
Aufnahme eines freigefprodhenen Lehrlings in die Sefelen: 
ihaft einen Glanzpunkt in dem Leben des Hüngers, einen 
Seftakt, der an die genau fejtgefeßten Regeln gebunden war, 
für die Gefellen. Die tiefere Bedeutung des Ceremoniells, 
das oft an Kirchlidhe Gebräuche, an die Taufe u. f. mw. fich 
anlehnte, ging in der Zeit des Verfall$ verloren und ent 
artete zu Sbdem Formelfram. Aber in der Veriode der 
Blüte lag der Nußen und der erzieherifche Wert des Hän- 
Teln$ troß feiner Derbheiten Mar zu Tage. Das Mittel- 
alter war urmüchfiger in feinem Empfinden und faßte 
gröblicher zu. Mber die roheften Bräuche der Sefellen 
reichen nicht hinan zu den Erceffen, die bei den hanfeatifchen 
Spielen, befonder8 auf dem Kontor zu Bergen bei der Ne: 
seption junger Kaufleute von den Mitgliedern der Hanfa 
— man denke nur an das Wafferfpiel und das Staupen: 
jpiel — geübt wurden. Die Gefellen, die den Ausge- 
lernten in ihre Sefellenfdhaft eintreten ließen, bereiteten ihn 
auf das Wandern vor, fie lehrten ihn die Bräuche, Gruß- 
formeln und Sprüche, woran die Glieder desfelben Gewerkes 
fich erfannten. Wer in diefe Dinge eingeweiht war, über 
die er Nichtgenofjen gegenüber zu ftrengenm Schweigen ver: 
pflichtet war, befaß die Legitimation, ohne die er weder 
wandern, noch Arbeit finden konnte. Zugleich bot die Auf: 
nahıne die Bürg[chaft, daß der neue Sefelle fittlich und 
beruflich befähigt war. dem Handwerke al8 vollberechtiater
	        
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