fullscreen: Prinzregent Luitpold von Bayern

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im Sommer 1874, war es König Ludwig II. selbst, der ihn auf seinem 
Wege durch Bayern von Kaufering bis nach Zorneding begleitete. Das 
zweite Mal, im Sommer 18785, war es Prinz Luitpold, der es sich nicht 
nehmen ließ, den hohen Gast auf dem Bahnhofe zu München zu begrüßen. 
Einige Jahre später hatte der Prinz noch zweimal Gelegenheit, bei festlichem 
Anlaß im Kreise der höchsten Würdenträger des Reiches dem hochverehrten 
Kaiser nahe zu sein, im Oktober 1880, bei der Einweihung des Kölner 
Doms, des vollendetsten Denkmals der gotischen Baukunst in Deutschland, 
und im September 1888, bei der feierlichen Enthüllung des großartigen, 
herrlichen Denkmals auf dem Niederwald oberhalb Rüdesheim. 
Wie diese beiden Feste der Erinnerung an die Größe Deutschlands 
m Mittelalter und an den glorreichen Krieg der jüngsten Zeit geweiht 
waren, so nahm Prinz Luitpold um dieselbe Zeit in seiner bayerischen 
Heimat an festlichen Veranstaltungen teil, die einerseits auf die Ver— 
gangenheit seines Hauses, andererseits auf die Bestrebungen des bayerischen 
Volkes in der Gegenwart hinwiesen. So wurde am 25. August 1880 die 
Jubelfeier der 700jährigen Regierung des Hauses Wittelsbach im ganzen 
Lande, vor allem aber in der Hauptstadt, festlich begangen. Und am 
165. Mai 1882 eröffnete Prinz Luitpold in Vertretung des Königs die 
erste bayerische Landesausstellung für Gewerbe, Kunst und Industrie in 
Nürnberg, die von dem Schaffen des bayerischen Volkes auf diesen Gebieten 
ein beredtes und ehrenvolles Zeugnis ablegte. 
Kurz vorher, am 12. April 1882, hatte er in seiner Familie ein 
Freudenfest gefeiert, die Hochzeit seines jüngsten Sohnes Arnulf mit der 
Prinzessin Thereso von Liechtenstein. 
Bald nach diesen frohen und erhebenden Festen trat ein Ereignis 
ein, das den Prinzen Luitpold und die königliche Familie, aber auch 
das ganze bayerische Volk, mit jähem Schreck und tiefster Trauer 
erfüllte. Am Pfingstmontag des Jahres 1886 verbreitete sich durch 
Stadt und Land die furchtbare Nachricht, daß in der Nacht vorher 
die Leichname König Ludwigs II. und des Obermedizinalrats Dr. 
von Gudden im Starnberger See gefunden worden seien. Das war das 
Ende eines Königs, der bei seinem Regierungsantritt durch seine ideale 
Schönheit und sein leutseliges Wesen die Herzen entzückte und der durch 
die mannhafte Bethätigung seiner echtdeutschen Gesinnung beim Ausbruche 
des französischen Krieges sich nicht nur in Bayern, sondern in ganz 
Deutschland den begeisterten Dank aller Vaterlandsfreunde erworben hatte. 
Obwohl in dem jugendlichen Alter von 18 Jahren auf den Thron berufen, 
hatte er doch, wenn die königliche Entscheidung notwendig wurde, mit 
sicherem Blicke und selbständigem Urteil stets das Richtige getroffen. In 
die Fußtapfen seines Großvaters und seines Vaters tretend hatte er mit
	        
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