Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

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Seht Blicherverzeichnis, 
jeineS fittlichen Charakters. Au3 Ddiefem Srundzuge feines Wefens 
murde aber in ihm auch die Überzeugung von feiner „poetifchen Sendung“ 
befeftigt. Alle neun Mufjen, deren Sunft ev fich erfreuen und vühmen 
durfte, fie hätten nicht fo viel zu feiften vermocht, wenn fie nicht das 
Kommando von feinem fo ftarfen Moralitätsgefühl erhalten hätten. 
Das Gold der Wahrhaftigkeit und RKechtlichkeit in feinem Herzen war 
dir ihn der unerfehöpfliche Schacht, aus deffen Beftand er immer wieder 
neue Miinzgen prägen und in Umlauf feßen Konnte, mit der {teten 
Signatur — Hans Sachs. 
Wie fein ftarker Hang zum Moralifieren in der Strömung feiner 
Beit lag, jo war e& doch auch fein lebhafter VBildungstrieb, der ihn zu 
anmer neuen Schöpfungen veranlaßte. Die Erzeugnijfe der Buchdrucker- 
Amt und die Wiedererwechung der alten S$laffifer Hatte Ende des 
15. Sahrhunderts noch den RKeiz des neuen und außerordentlichen, ıund 
die Luft daran begleitete auch die Keformationsbewvegung. Das Beftreber, 
durch Bücher fich zu unterrichten, war allgemein verbreitet und Hanz 
Sachs fühlte dabei das Bedürfnis, alle die Kenntnifje, die er felbft 
durch raftlos fleißiges Lefen der Bücher erwarb, fchnell auch anderen 
nitzuteilen. 
Wenn man erftaunen darf, wie viel Hans Sachs gefchrieben hat, 
19 muß man nod) mehr darüber erftaunen, was er zu Diefent ‚Zwecke 
ılle8 gelefen hat. SE ift bei vielen feiner befprochenen Dichtungen, 
namentlich den dramatijchen, bereit anf die Quellen Hingewiefen, aus 
denen er föpfte, und in den meiften Fällen hat er felbjt die Angaben 
nicht verfäumt. Ihn beftinmte dazu nicht allein feine große Gewifjen- 
DHaftigkfeit, fondern auch häufig die bficht, mit dem Hinweis auf feine 
Autoritäten die Wahrheit des Erzählten zu begründen. 
Mach der Vollendung feines Seneralregifters Hatte ev in denfelben 
Band auch ein Verzeichnis jämftlicher in feinem Befiß befindlichen 
Bücher eingetragen. Man wird aus diefem VBerzeichni8 erfehen 
Anhang VIII c), daß er nicht alle8, was er Ia3 nnd benußte, auch befeffen 
Jat, aber doch {hr vieles davon. In diejfem Verzeichnis finden wir 
auch die Sammelbände der Keinen theologifchen Schriften, darunter 
befonders auch die von Luther. Er jelbft hat fech3 folcher Sammel- 
dände verzeichnet, die zufammen 180 Druckehriften umfaffen. 
Bon den alten KMaffiklern befaß er: Homer, Ovid, Plutarch, Herodot 
und Herodian; ferner Baleriu8 Miayimus, fowie einzelne Schriften von 
Zeneca, Suetoniu8, MApulejus. Die alphabetifche Ordnung ut feinem
	        
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