Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Interessant ist es, daß er mit besonderer Hartnäckigkeit auf der Forde— 
rung bestand, der Rat solle kupferne Münzen einführen, was er in 
der Absicht that sein schwedisches Kupfer zu verwerten. Der Rat schob 
seine Entscheidung hinaus, er „temporisierte,“ wie der Kunstausdruck 
damals lautete. Die Seele dieser Politik scheint der Ratskonsulent 
Dr. Heinrich Hülß gewesen zu sein, wie denn der Rat überhaupt in allen 
schwierigen politischen Fragen die Gutachten der „Hochgelehrten,“ d. h. 
der Ratskonsulenten einzuholen pflegte. Interessant ist es, wie der 
Rat bei seinen Verhandlungen mit Schweden für sich im Trüben zu 
fischen hoffte. Er dachte daran, von dem Könige nicht nur das deutsche 
Haus und den Rothenberg eingeräumt zu erhalten, sondern auch, um 
allen Streit mit den Nachbarn ein su— allemal aus der Welt zu 
chaffen, das freie und unbedingte Eigentum über die böhmischen 
Ämter und, was wichtiger war, über den stets vergeblich von ihm 
deanspruchten Bezirk zwischen den drei Grenzwassern sich zusichern zu 
lassen. Allerdings durfte er erst sicher sein, wenn diese Dinge bei 
»einem allgemeinen Friedensschluß zu seinen Gunsten erledigt wurden. 
Aber schon jetzt sollte Jobst Christoph Kreß das Mögliche bei Gustav 
Adolf zu ereichen suchen, ganz unauffällig natürlich, damit derselbe 
nicht glaube, es sei der Stadt nur um die „Recompens“ (Entschädigung) 
zu thun. Im übrigen suchte man den König mit der Aussicht auf 
eine Konferenz der vier Städte Frankfurt, Straßburg, Ulm und 
NRürnberg hinzuhalten, die auch wirklich im Februar 1632 in Heilbronn 
stattfand, um freilich wie die meisten dieser Versammlungen resultatlos 
zu verlaufen. Nicht nur wurde das von Gustav Adolf gewünschte 
Gesamtbündnis der 4 Städte mit Schweden nicht abgeschlossen, auch über 
eine etwa gemeinsam zu befolgende Politik konnte man sich nicht einigen. 
So blieb es dabei, daß jeder Stand so gut oder schlecht es eben ging, 
nach eigenem Ermessen auf seine eigene Gefahr handelte. Darum war 
auch Nürnberg jetzt sehr darauf aus, die Befestigungen durch Schanz— 
arbeiten, an denen die Bürger jedoch nur lässig arbeiteten, zu ver— 
stärken, mit der Werbung neuen Kriegsvolks fortzufahren u. s. w. 
Neue hohe Steuern — selbst die Dienstboten wurden nicht damit ver— 
schont — sollten die Kasse füllen. So kam es, daß Tilly, als er Ende 
Februar 1682 um Bamberg zu befreien neuerdings in der Nähe von 
Nürnberg vorbeizog, wiederum keinen Angriff auf die Stadt selbst wagte, 
während Hersbruck, Altdorf und Lauf kaiserliche Garnisonen auf— 
nehmen und ebenso wie die Universität Altdorf dem Kaiser in be— 
sonderen Reversen Treue geloben mußten. 
(Forts. folgt.)
	        
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