L24 Cbharitas. Die KHeformation und der Nürnberger Kat.
Tieber auf die wijfenjchaftliche Erörterung befchränkt hätte, Dazu famen
noch die Mückjichten auf feine Schwerter Charitas, die beinlichen Ver:
legenheiten, welche ihn durch fein brüderliches Verhältnis bereitet wurden.
Sharita& Hatte als Äbtiffin von St. Clara in ihrem veligiöfen Uber
eifer fich verleiten fajfen, am den Iutherfeindlichen Dr. Emfer einen Brief
zu jchreiben, welcher dejffen Sitelfeit fhmeichelte und mit dem er fich in
indisfrefer Weije brüftete. Die Folge davon war cine gegen Charitas
Stichienene Schmähfchrift: „Ein Mijfive oder Sendbrief, {o die Äbtijfin
von Nürnberg an den Hochberühmten Bock Embfer gefchrieben hat“.
Obwohl Pirkheimer die Autorfchaft feiner zuvor gegen Ef gerichteten
Satire beharrlich lengnete, jo Hatte ex fich doch defjen dauernde Feinde
ichaft zugezogen, und wie gegen Luther, fo wurde auch gegen ihn und
gegen Lazarır$ Spengler, auf eifrige8 Betreiben des Dr. Eck, der Päpft-
‚iche Banniftrahl gefehleudert. Pirkheimer war offenbar auch hierdurch
zingefchüchtert. Der Nürnberger Kat Hatte die Vermittelung des Herzogs
Jon Baiern wegen Zurückhtahme des Bannes angerufen, aber fie wurde
von Dr. Sc zurückgewiefen. ach langen Verhandlungen mit dem
Bijchof von Banıberg, nach wiederholten Verfuchen des Nürnberger
Yates und nachdem Spengler und Pirkheiner in einer vorfichtig
gewählten Form fich dazır verftanden, bei Ct 1m Mojolhution nach»
zufuchen, wurde zivar der Bann von diefen zurücdgenommen, aber der
Widerruf nicht nach Rom berichtet, infolgedefien fie vom Papfte noch:
mals verflucht wurden. Da innen weiter fein Schade daraus erwuchs,
‘0 ergaben fie fich endlich darein.
Übrigens that der Rat das Mögliche, 11m die allßır hikigen Anhänger
Yuthers zurüczuhalten und MAusfchreitungen zu verhindern. Er licß
‚nicht mur im April 1521 ein faijerliches Mandat veröffentlichen, welches
den Verkauf und die Verbreitung Lutherfcher Schriften unterfagte,
jondern cr ging in der MNachgiebigkeit gegen die päpitlichen Forderungen
jo weit, daß er, wenn auch erft nach einigem Aiderfireben, fich ent{ch(oß,
die gegen Luther gerichtete Mchtserklärung ans NRathaus fchlagen zu lajien.
Lazarus Spengler hatte al nürnbergifcher Abgefandter dem Neichs-
fage zu Worms beigewohnt. 1lnd wenn auch dafelbit feine Verehrung
ir Luther nur gefteigert werden fonnte, fo war er doch mit dem
jögernden Verhalten des Rates aus Gründen fluger VBorficht einver-
itanden. Die bevorzugte Stellung, welche Nürnberg im Meiche einnahm,
machte c& crflärlich, daß man mit Miückjicht auf die Sefinnung und
Stellungnahme des Kaifer8, wie überhaupt auf die noch unberechenbare