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Hans Sachs.
Ah Gundel, schau — (will ihr freudig entgegen, stutzt aber,
da sie mit so ernster Miene verharrt). Ja was ist denn, — warum
blickst du denn gar so finster drein?
Kunigunde.
Weil dazu Ursache genug ist. Der Nunnenbeck hat schon
recht, daß auf die schönen Tage auch Sturm und Hagel kommen
können, — und wir haben's auch schon.
Hans Sachs
(zu Nunnenbeck). Ja, was hat's denn gegeben? — Ah, ihr
meint wohl, weil in der Meistersingschule heut Klage gegen
ig geführt werden soll? Ja, das soll mir nun keinen Kummer
ereiten.
Nunnenbeck.
Lieber Hans, das ist es wohl nicht allein, was uns Sorge
macht.
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Hans Sachs
(schnell. Ja was ist's denn? Ist's ein Unglück — was, mit
den Kindern?
Nunnenbeck.
Nein, nein, deshalb sei ruhig. Ja, hast denn sonst nichts
gehört vom Rathaus? 's ist wegen des Büchleins vom
Papstthum.
Hans Sachs.
Das vom Osiander? Ja, was ist's denn damit? Ist's hier?
(Er will nach seinem Arbeitstische).
Nunnenbeck.
Nein, da ist's nicht. Aber auf'm Rathaus liegt's. Die
Regierung hat alles eingezogen, hat auch dem Guldenmund
alles wegnehmen lassen, was noch da war; denn es soll nicht
weiter verkauft werden.
Hans Sachs
(höchst erstaunt). Ja was hör' ich denn? — Der Osiander
hat's ja doch ausgehn lassen? —