Full text: Hans Sachs

— 48 — 
als es die Gelehrten vermögen. Wenn Ihr fertig seid, — 
und Euch geht ja Alles gar schnell von der Hand, so denke ich, 
das ganze Ding in einem Büchlein durch Hans Guldenmund 
drucken zu lassen und auf den Markt zu bringen. 
Hans Sachs 
(ist aufgestanden, sehr bewegt). Ei, ei, Herr Prediger, das ist aber 
für mich eine schlimme Sache. Ich hatte mirs fest vorge— 
nommen, mich in solche Dinge fernerhin nicht zu mischen; ich 
wollte mich begnügen, nach meinem festen Glauben an die 
Reinheit des Evangeliums still für mich zu leben. Zum Dichten 
hab' ich ja auch sonst noch ein gar weites Gebiet, auf dem ich 
frei nach meinem Herzen schalten kann. Aber dies — das ist 
eine Sache, die ich nicht gern auf mich nehmen möchte. Das 
Ding ist spitz und scharf. Und wenn ich dazu schreiben soll, 
so würden auch die Reime spitz und scharf werden müssen. 
Das ist doch richtig, lieber Herr. 
Osiander. 
Vielleicht mißtraut Ihr mir. Ihr meint wol, daß ich 
Euch dadurch in eine Ungelegenheit bringen könnte, während 
ich mich selbst verbergen wollte. Aber deshalb habt keine 
Sorge. Euer Name muß freilich für die Reime auch auf dem 
Büchlein stehn; aber das Ganze vertrete ich selbst mit meinem 
Namen und schreibe dies auch deutlich in einem Vorwort, da— 
mit die Richtigkeit der Prophezeiung durch mich bekräftigt werde. 
Hans Sachs. 
O Herr Osiander, glaubt mir, die große Ehre weis ich 
zu schätzen, die Ihr mir damit erweist: daß mein Name bei 
dem Eurigen stehen soll, — ich, ein einfältiger, schlichter Hand⸗ 
werksmann neben dem hochangesehnen und gelehrten Manne 
und unserm ersten Prediger! Ich fühle diese Ehre in meinem 
Herzen, aber — ich trachte nicht nach ihr, denn all mein 
Trachten geht nur dahin, Gutes zu wirken, den Unverstand 
und die Laster zu bekämpfen. Was die Sache der Religion 
betrifft, so habe ich frei und furchtlos mich darüber ausge— 
sprochen, und hab' auch Freude und Ehre dabei erworben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.