Objekt: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

74 
Das dritte und letzte Hauptstockwerk des ganzen Keupersystems ist 
der gelbe Bausandstein oder die rhätische Stufe. Letzterer Name 
erklaͤrt sich daraus, daß dieses Gestein in seiner alpinen Parallelstufe in 
den rhaetischen Alpen besonders schön und mächtig, aber als Kalkstein⸗— 
bildung, entwickelt ist, weshalb Gümbel auch auf die entsprechende außer— 
aApine Entwicklung dieses Schlußgliedes der Trias den Namen übertragen hat. 
Im Gegensatz zu den aus roten Quadern des Burgsandsteins gefügten 
Häusern Nürnbergs, Mögeldorfs ꝛc. nimmt man schon in Lauf, dann in 
Ottensoos, Reichenschwand, Hersbruck ꝛc. durchwegs zum Hausbau einen 
feinkörnigen, weißen, oft gelbgestreiften Stein wahr; dies ist der gelbe 
Bausandstein des oberen Keupers. Daß dieses Material als Baustein 
sehr geschätzt wird, geht wohl auch daraus hervor, daß es trotz der großen 
Transportkosten für das neue Reichstagsgebäude in Berlin Verwendung fand. 
Der weißgelbe Bausandstein wird auch Pflanzensandstein genannt, da 
er sehr reich an Pflanzenabdrücken ist, ja sogar an verschiedenen Orten ein 
Kohlenflöz birgt, welches schon von Alters her in der Altdorfer Gegend 
zu Bergbauversuchen Veranlassung gab; desgleichen wurde in der Bayreuther 
Gegend bei Erkendorf und Theta das Kohlenflöz früher abgebaut; doch hat 
auch hier die zu geringe Mächtigkeit zum Wiederaufgeben des Kohlenberg— 
zaues gezwungen. Ein anderer Bergbau, nämlich der auf Schwefelkies, 
wurde eine Zeit lang in der Gegend des Hesselberges versucht. Weiter 
ostwärts, in der Weißenburg-Pleinfelder Gegend, fehlt die Schichte ganz, 
so daß dort der Lias direkt auf dem Zanclodonletten aufliegt. Erst bei 
Heydeck, Hilpoltstein, Allersberg ist sie wieder besser entwickelt. In der 
Altdorfer Gegend sehen wir in ihr eine große Anzahl tief eingenagter, 
schluchtenartiger Seitenthälchen, deren Bäche der Schwarzach zueilen, so 
den Teufelsgraben bei Westhaid, den schönen Doggelesgraben bei der 
Prethalmühle, die Schluchten am alten und neuen Felsenkeller und die von 
der Rebelshöhe nach Grünsberg ꝛc. Bei Roggenbrunn am Fuße des 
Moritzberges ist das Kohlenflöz nur durch einen schwarzkohligen Streifen 
im gelben Sandstein angedeutet, während gleich daneben unter dem Schlosse 
Haimendorf im Hüttenbachthal die Kohle in großen Brocken aus der senk— 
—DDDDD0 
lich von Lauf, liefert die rhätische Schichte einen ausgedehnten weißen, 
sandigen Boden, der jedoch nur dürftigen Föhrenwald zu ernähren im 
Stande ist. Gleich darauf treten wieder die charakteristis chen schluchtartigen 
Ausnagungen in der Bullacher Schlucht und im Brunnsteingraben bei Neuhof 
uns entgegen; auch um die ganze Heroldsberg-Kalchreuther Liasinsel herum 
gewahren wir ähnliche Bildungen. Vom landwirtschaftlichen Standpunkt 
aus ist nur wenig über diese Schichte zu sagen: Wo sie nicht mit Föhren— 
holz bewachsen ist, eignet sich der dürftige Sandboden nur zum Kartoffel— 
und Roggenbau. 
osl 
Pif 
Us 
—J. 
Yo 
444
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.