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doch je feuriger des Jünglings Rede, um so düst'rer
wurde das Antlitz des Meisters.
„Geselle,“ sprach er endlich, „Du sprichst, wie ein
Knabe über seine Weihnachtsbescheerung, also über
Italien, kennst Du den Spruchreim:
Der Venediger Macht,
Der Augsburger Pracht,
Der Nürnberger Witz,
Der Straßburger Geschütz,
Der Florenzer Geld,
Sind berühmt durch alle Welt!
Hörst Du? der Nürnberger Witz. Was Nürnberg,
die liebe Stadt, geleistet in aller Kunst, magst Du
wohl nirgend finden, Gesell.“
Gerla fuhr fort, und schilderte einige Kunstgebilde,
die er in Italien gesehen, mit der größten Begeisterung,
und kam auch so auf die Tonkunst zu sprechen.
„Wenn Du das deutsche Land känntest,“ fuhr
Meister Vischer drein, „so würdest Du nicht so reden.
Zieh nur von der Pegnitz nach dem Rhein, gen Basel,
Straßburg, Mainz, Cöln und wie die Städte heißen,
da wirst Du finden, was ich meine.“
„Aber gewiß, Meister, Das nicht, was man in
Italien findet, denn dort im Garten, dem Paradiese
der Welt, ist jedweder, möcht' ich sagen, Künstler, denn
allen ist die schöne Kunst zum Bedürfniß geworden.
Die Lieder, die Ihr auf den Straßen von Einzelnen aus
dem Stegreife hört, welche die Schiffer in ihren Kähnen
singen, tragen alle das ächte Gepräge, sie sind tief
empfunden, und sprechen daher auch zum Herzen.“ —
Gerla wollte fortfahren, aber zürnend fiel ihm
Meister Vischer in die Rede: „Für Euch Fiedler mag's