fullscreen: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

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Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge 
Die Molkereien, die während der Zwangswirtschaft wohl die Pfeiler der Milchversorgung der 
Städte waren, werden immer mehr von der Frischmilchlieferung ausgeschaltet und zur Verarbeitung 
der Milch zurückgedrängt. Molkereien als Ausgleichsbetriebe werden jedoch immer bei der Frisch— 
milchversorgung mitwirken müssen, und zwar in der Form, daß sie in der Zeit des Milchüberschusses 
die Milch zu Butter und Käse verarbeiten, dagegen in der Zeit der Milchknappheit zu erhöhten Preisen 
Aushifsmilch liefern. Molkereien in der Nähe der Großstädte oder an günstig gelegenen Bahnstationen 
müssen wohl als Frischmilchlieferanten beibehalten werden, vorausgesetzt, daß sie eine zeitgemäße 
Einrichtung besitzen, die es ermöglicht, die Milch vor dem Versand molkereimäßig zu behandeln, so daß 
diese ohne Nachbehandlung bei Ankunft in der Stadt an den Handel verteilt werden kann. 
Die im Jahre 1925 aufgenommenen Milchschauen wurden im Berichtsjahr fortgesetzt, und 
zwar in der Weise, daß die angelieferte Milch laufend auf Schmutzgehalt, Säuregrad und Fettgehalt 
geprüft wurde. Am Jahresschluß wurden an diejenigen Lieferanten, deren Milch das ganze Jahr nicht 
beanstandet wurde, Melkerprämien verteilt. Diese Einrichtung hat sich bewährt und wird weiter 
ausgebaut. 
Milcheingang. Als Lieferanten kommen in Betracht: 1. Gutsbetriebe, 2. Milchsammler und 
Erzeugervereinigungen, 3. Molkereien. Einzellieferanten unter 100 Liter kommen nicht in Frage. Die 
meiste Milch liefern die Sammelstellen und Milchsammler aus der nächsten Umgebung, an zweiter 
Stelle stehen die Molkereien. Es handelt sich hier hauptsächlich um die von der Milchversorgungsgesell— 
schaft gepachteten Betriebe und um einige günstig gelegene Molkereien in Mittelfranken. Die Lieferung 
der Gutsbetriebe hat im Verhältnis zum Vorjahre auch zugenommen. Die Zahl der Lieferanten ist zu⸗ 
rückgegangen, obwohl die Milchmenge gestiegen ist. Besonders auffallend ist der Rückgang bei den 
Molkereien. Wie schon erwähnt, sind fast alle kleineren Frischmilchlieferanten ausgeschieden, dagegen 
liefern die günstig gelegenen Betriebe nicht nur eine Teilmenge, sondern fast die gesamt verfügbare Milch 
ab. Darauf ist es wohl zurückzuführen, daß die Molkereien als Lieferanten der Zahl nach weit zurück— 
gegangen sind, trotzdem aber die gleiche Menge Milch aufbrachten wie im Vorjahre. Der Gesamtmilch— 
eingang betrug im Jahre 1926: 49 979 738 Liter gegenüber 43 615 040 Liter im Jahre 1925. Durch die 
Bahn wurden 1926: 36 890 946 Liter geliefert und durch die Landstraßenzufuhr 13088792 Liter. 
Der Gesamteingang war um 6364 698 Liter größer als im Vorjahre. Die Bahnzufuhr ist ziemlich 
zleich geblieben, dagegen hat sich die Landstraßenmilch nahezu verdoppelt. Die erhöhte Landstraßen— 
zufuhr ist darauf zurückzuführen, daß verschiedene Milchsammler aus dem Schwabacher und Heils— 
bronner Gebiet die Milch, die früher mit der Bahn befördert wurde, mittels Lastauto hierher bringen. 
Im Hauptbetrieb Nürnberg einschließlich der Pachtbetriebe betrug die Gesamtanlieferung 41 803 295 
Liter, im Zweigbetrieb Fürth 5658 439 Liter, im Zweigbetrieb Bamberg 1722 926 Liter und im 
Zweigbetrieb Partenkirchen 795 078 Liter. 
Die durchschnittliche Tagesanlieferung betrug im Jahre 1926: 136 930 Liter gegenüber 
119 493 Liter im Vorjahre, die höchste Tagesanlieferung — am 8. März 1926 — 153 5324 Liter gegen⸗ 
über 127 449 Liter am 24. Mai 1925, die niedrigste Tagesmilchmenge 117 838 Liter — am 1. Ja— 
nuar 1926 — gegenüber 73 346 Liter am 24. Dezember 1925. Die Schwankungen sind also nicht 
mehr so groß, als dies in den Jahren 1924 und 1925 der Fall war. Bei Abschluß der früheren Ver— 
träge wurden Mindestmengen festgelegt. Diese Mindestmengen sind nach dem Wortlaut der heutigen 
Verträge zugleich Höchstmengen. Überschußmilch wird zwar abgenommen, aber nur als Werkmilch 
bezahlt, d. h. es kommt derjenige Preis zur Verrechnung, der bei der Verarbeitung zu Butter und 
Quark herausgewirtschaft werden kann. 
Die Zahl der Milchlieferanten betrug am 31. Dezember 1926: 312, und zwar 49 Molkereien, 
101 Gutsbetriebe und 162 Sammelstellen. Von den Molkereien, die während des Jahres 1926 ge⸗ 
liefert hatten, waren bereits vor Jahresschluß durch Ablauf der Lieferverträge 16 ausgeschieden; 
deren Lieferverträge konnten wegen des großen Milchangebotes nicht mehr erneuert werden. 
Ausgang und Verwertung der Milch. Im Berichtsjahr wurden 40 695 243 Liter als Frisch— 
milch in den Handel gebracht, 2267492 Liter Vollmilch zu Butter verarbeitet, 978 406 Liter zu 
Yoghurt und 1905 303 Liter zu Rahm. 684 450 Liter gewonnene Magermilch wurden als solche in 
den Handel gebracht und 2966 520 Liter Magermilch verkäst.
	        
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