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die Unschuld des armen Dieners, aber leider zu spät,
an den Tag. Die Gebeine desselben wurden aus—
gegraben und samt dem Becher in oben benann—
tem Altare aufbewahrt. Da es aber sehr wahr—
scheinlich war, daß der Herr des Hauses seinen
Lieblingsbecher nach jenem fröhlichen Mahle selbst
aufbewahrt haben mag, ohne es den andern Tag
mehr zu wissen, so wurde ihm zur Strafe auf—
erlegt, daß zum Andenken an dieses traurige Er⸗
eigniß ein Strick an seiner Hausthüre aufgehängt
werden solle. Es soll der Familie viele Mühe ge⸗
kostet haben, diesen Strick, welcher lange Zeit
daselbst hing, dort wegnehmen und hinter der
Hausthüre aufhängen zu dürfen, wo man ihn
noch lange Zeit gesehen haben will.
Wenn man das Hirschvogel⸗ und Geu⸗
der ische Fenster betrachtet, so sieht man ganz
unten in dem einen Eckflügel einen hängenden
Pfaffen gemalt, von welchem Folgendes erzählt
wird:
Dieser Mönch soll sich mit noch einem an—⸗
dern Mönch in Bamberg das Wort gegeben ha—
ben, daß wenn die Kirchen⸗Reformation wirklich
eingeführt werden soͤllte, sich beide entleiben woll⸗
ten, und zwaͤr jeder in seiner Kirche, um dieselbe
zu beschimpfen. Beide sollen dieses an einem und