Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

Soziale Fürsorge 
zur Aufrechterhaltung des schon zu Friedenszeiten eingerichteten städtischen Fischverkaufs nötig 
war. Die Seee fischzufuhren waren das ganze Jahr hindurch wenig befriedigend, ganz be— 
sonders schlecht aber zu Anfang des Jahres. Der deutsche Fang auf dem offenen Meere litt 
ungeheuer unter den außer- und innerpolitischen Verhältnissen, und es brachte auch die Auf— 
hebung der Zwangsbewirtschaftung nicht die von den Handelskreisen erwartete Besserung. 
Um so mehr wurde deshalb darüber geklagt, daß die Fischeinfuhr-Gesellschaft die Bemühungen, 
aus dem Auslande Ware hereinzubringen, durch Verbote und Beschlagnahme vereitelte. In 
den Monaten JFanuar mit JZuli empfingen wir zur Weitergabe an den Fachhandel und für den 
städtischen Fischverkauf 2083 Ztr. frische Seefische im Werte von rund 235 000 MA, 934 3tr. ge- 
trocknete Seefische zu 212 000 M, 243 Tonnen Kräuterheringe und Rollmöpse zu 155 000 M, 
90 ooo Oosen Fischkonserven zu 196 000 M, 2802 Kisten geräucherte Fische zu 46 000 M, 250/8 t 
Salzheringe zu 790 o00 M. In den Monaten August mit Dezember besorgten wir dem städtischen 
Fischverkauf 244 Ztr. frische Seefische im Werte von rund 32 000 M.“ 
Die Zuweisungen von Sü ßwasserfischen (Karpfen und Schleien) an den Kom— 
munalverband seitens der Bayerischen Lebensmittelstelle unterblieb im vergangenen Fahre, 
nachdem die Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung schon bei Beginn der Karpfenernte ver— 
fügt worden war. Letztere Maßnahme löste eine recht wilde Preistreiberei der Grünfischhändler 
aus, der wir uns nicht anschließen konnten. Die Folge davon war allerdings, daß nicht alle 
von uns beabsichtigten und eingeleiteten Geschäfte zustande kamen. Immerhin gelang uns die 
Erwerbung einer als nicht gering zu erachtenden Menge und besonders wichtig ist, daß wir einen 
Vertrag abschlossen, der es ermöglicht, den städtischen Fischverkauf bis Ostern 1920 mit Karpfen 
zu versehen. Die Gesamtbezüge von Süßwasserfischen umfaßten 1385 Ztr. im Werte von rund 
18 000 . Unsere Bestrebungen, durch den städtischen Fischverkauf die Verbraucher billiger 
zu bedienen als es von Seite der Geschäftsleute geschah, wurden mit Erfolg fortgesetzt. 
14. Städtische Volksspeisungsanstalt. 
Allgemeines. Wie das Ende des Jahres 1918, so stand auch der Anfang des Jahres 1919 
im Zeichen der Heimkehr der entlassenen Krieger. Ein großer Teil derselben konnte sich mit 
dem Hauptnahrungsmittel, den Kartoffeln, nicht mehr oder nur ungenügend eindecken. Zum 
Teil waren die Kartoffelbestände der Familien schon verbraucht, mindestens aber bedeutend ver— 
ringert, so daß die Mehrbelastung der Haushalte durch die Zurückgekehrten schwer fühlbar wurde. 
Die Folge davon war die erhöhte Inanspruchnahme der Volksspeisungsanstalt, welche daher bis 
Mai einen erheblich vermehrten Besucherstand aufzuweisen hatte, der von Monat zu Monat stieg, 
nur im April nicht auf der Märzhöhe blieb und im Juni und Juli etwas abnahm. Machte sich der 
Einfluß der neuen Ernte auch schon im August bemerkbar, so konnte man denselben infolge der 
verspäteten Reife aller Feldfrüchte doch erst vom September ab voll feststellen. Von hier ab ist ein 
bedeutender Rückgang der Zahl der Gäste zu verzeichnen. Die Hauptzahl der verbliebenen Teil⸗ 
nehmer setzte sich aus den haushaltlosen Personen, denen das Wirtshausessen infolge der enormen 
Preise unerschwinglich war, zusammen. Auch die Belieferung der Angebörigen der Kriegsfürsorge 
hatte fast ganz aufgehört. 
Die herrschende Arbeitslosigkeit drohte auch die Volksspeisungsanstalt in Mitleidenschaft 
zu ziehen. Die erwerbslosen Köche versuchten durch ihre BVerbandsleitung, die bisher mit bestem 
Erfolge in den Küchen beschäftigten Frauen aus ihrem ureigensten Bereiche zu verdrängen. 
Schließlich entschied jedoch die Demobilmachungsstelle durch Schiedsgerichtsspruch, daß von einer 
Entlassung der bisherigen Kräfte Abstand genommen werde, da die Volksspeisungsanstalt eine 
Anstalt von öffentlichem Interesse sei. 
Mit dem 5. Februar 1919 konnte die Anstalt auf ein 2 jähriges erfolgreiches Bestehen 
zurückblicken. Im Hinblick auf die opferfreudige, treue Mitarbeit der ehrenamtlich tätigen Damen
	        
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