Object: Saecular-Feier der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg

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Hiebei mufs eine Energieverschiebung eintreten, denn die Energie 
der Lage der Atome und Atomgruppen vermindert sich. Erfolgt die Re- 
aktion in Gasform, so geht der Verlust an Atomenergie direkt in Mole- 
kularenergie über, indem zunächst die Anzahl der Atome pro Normalfläche 
sich vergröfsert und die Temperatur erhöht. Die gleiche Temperatur- 
erhöhung mufs alsdann auch für die Molekel eintreten. 
Ähnlich liegt die Sache bei Umsetzungen in Flüssigkeiten, nur äufsert 
sich hier die Zusammenziehung auch bei der Molekel, und es tritt Tem- 
peraturerhöhung ein, indem die Teilchenzahl pro Flächeneinheit wächst, 
was den Binnendruck steigert. Was aber bei Umsetzung in Gasform durch 
die Gefäfswandungen und deren Festigkeit geleistet wird, das mufs in 
Lösung der Binnendruck bewirken. Hierin liegt nun auch der Grund da- 
für, dafs die sichtbare Zusammenziehung bei der Reaktion ein Mafs für 
die Atomanziehung d. h. die Affinität ist. 
Die bei chemischer Umsetzung übertragene Energie wird nun meist 
nach der frei werdenden Wärmenge beurteilt. Diese mufs sonach auch 
im Zusammenhang stehen mit der Volumveränderung bei der Umsetzung 
selbst und letztere wieder mit dem Volumen der Atome im freien Zustand. 
Um hiebei zu vergleichbaren Resultaten zu gelangen, kann man folgende 
Überlegung anstellen: Verbinden sich verschiedene, einwertige Elemente 
z. B. mit Chlor, so mufs die Zusammendrückung in allen Fällen so er- 
folgen, dafs Chlor in jeder der neuen Verbindungen das gleiche Volumen 
besitzt. Durch die Zusammendrückung steigt aber die Anzahl der Teil- 
chen pro Flächeneinheit und damit die Temperatur. Es ergiebt sich aber 
eine Proportionalität zwischen dem Atomvolumen der mit Chlor verbundenen 
Elemente und der frei werdenden Energie bei der Verbindung mit Chlor, 
d. h. der Bildungswärme, denn je gröfser das Volumen des mit Chlor ver- 
bundenen Elementes ist, desto stärkere Zusammendrückung wird es bei 
der Verbindung erleiden, desto gröfser ist damit aber die Bildungswärme 
der entsprechenden Verbindung. Dies läfst nun auch beistehende Kurve 
sehr wohl erkennen, welche als Ordinaten die Atomgewichte der‘ mit Chlor 
verbundenen Elemente enthält, während die eine Kurve die Atomvolumina, 
die andere dagegen die Bildungswärme der entsprechenden Chloride (der 
Elemente) als Abscissen hat. 
Die Zahlen für die Bildungswärmen entstammen Ostwalds Grundrifs 
der allgemeinen Chemie *), und zwar sind dieselben derart verwendet, dafs 
Dei zwei- und mehrwertigen Elementen die Bildungswärme durch die ent- 
sprechende Wertigkeit geteilt ist, so dafs in allen Fällen Verbindungen 
mit je einem Chloratom verglichen werden, 
Im Vorstehenden findet der Begriff Wertigkeit Erwähnung, und da 
die Eigenschaften der Elemente alle auf deren Gewicht und Volumen be- 
*) Ostwald, Grundrifs. 2. Aufl. 223- 235.
	        
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