Full text: Hans Sachs im Andenken der Nachwelt

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Dem Hans Sachs des Jovialis ähnelt sehr derjenige der 
Novellensammlung „Noriea“ von August Hagen (erschienen 
Leipzig 1854). Erist auch erst 23 Jahre alt, burschikos-derb, leicht 
reizbar und heftig, voller toller Einfälle, aber bei allem doch 
ein ausgezeichneter Charakter. Die Berichte Hagens über die 
Meistersingerei beruhen sicher auf Wagenseil. Die Schilderung 
des Lebens in Alt-Nürnberg ist höchst anziehend und ausser- 
ordentlich lebenswahr. Sie gewährte dem bayreuthcr Meister 
ohne Zweifel manche Anregung. In der Novelle „Die Singe- 
schule der Meistersinger. Hans Sachs in der Schänke“, lernen 
wir Hans Sachs während einer Festsitzung der nürnberger 
Meistersinger zu Ehren und in Anwesenheit Maximilians I. 
kennen. Der Schluss der „Meistersinger von Nürnberg“ erinnert 
lebhaft an diese Novelle. Hier heisst es, nachdem Hans Sachs 
das Lob Dürers gesungen: „So sang der Poet und die Gegner 
schwiegen. Voll inneren Wohlgefallens klopfte ich ihm auf die 
Schulter und gab ihm zu verstehen, dass er mir aus der Seele 
gesprochen habe. Alle zollten ihm Beifallsbezeugungen, und 
Michael Behaim war nicht der letzte... Er nahm sich den 
Kranz ab und setzteihn Hans Sachs aufs Haupt, Nürn- 
bergs kunstreichem Schuster.“ 
Als Nebenperson nur tritt Hans Sachs auf in Otto Ro- 
quettes „Hans Haidekuckuck“ (Berlin 1855), aber er ist von 
so tadellosem und edlem Charakter, wie der Hans Sachs des 
Gubitz und des Gyrowetz. Er ist auch ungefähr ebenso alt wie 
der Hans Sachs der „Meistersinger“. 
Ein gleichnamiges Werk von Heinrich Schläger „Hans 
Haidekuckuck“, das Kufferath und Mey nur so erwähnen, 
ist auch mir unzugänglich geblieben. 
Nicht eigentlich mit Hans Sachs, sondern mehr mit dem 
altnürnberger Leben und Treiben — und deshalb auch Ein- 
fluss ausübend auf Wagner — beschäftigt sich E. T. A. Hoff- 
mann in seiner Erzählung „Meister Martin der Küfer und seine 
Gesellen“. (Ges. Werke, hg. v. Schweitzer, Bd. II). Die Schil- 
derung Altaürnbergs und seiner Bewohner im 16. Jahrhundert 
ist vortrefflich gelungen und äusserst lebendig und markig. 
Mehrfach finden sich Parallelen zwischen Hoffmanns „Meister 
Martin“ und den „Meistersingern“ Wagners. Auch Hoffmann 
schöpfte aus Wagenseils „Buch von der Meister-Singer hold-
	        
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