Object: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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der Oesophaguswandung am ausgedehntesten sind, während die Ulcerationen 
der Oberfläche für gewöhnlich geringere Dimensionen zeigen. 
Der dritte Modus der Speiseröhrentuberkulose entsteht durch Infection 
von der Schleimhautoberfläche aus, indem entweder die ziemlich häufigen 
tuberkulösen Ulcerationen des Pharynx nach abwärts auf den Oesophagus 
continuirlich fortschreiten oder, indem, durch Epitheldefekte und Schrunden 
der Schleimhaut begünstigt, in ihm selbst die Inoculation mit Tuberkelbazillen 
ein specifisches Geschwür erzeugt. Derartige Geschwüre sind, von Ausnahmen 
abgesehen, meist klein und lassen ihren eigentlichen Charakter manchmal erst 
bei histologischer Untersuchung erkennen, 
Während wir über die bisher besprochenen Entstehungsarten, Dank der 
reichlichen Literatur, verhältnissmässig gut unterrichtet sind, kommt nun noch 
ein weiterer Modus in Betracht, welcher bisher, soweit mir wenigstens be- 
xannt, noch nicht die genügende Würdigung erfahren hat; derselbe ist 
durch das Auftreten von Tuberkulose in Tractionsdiverticeln des Oesophagus 
präcisirt. 
Zur Ilustrirung der hiebei zu beobachtenden Verhältnisse sei es mir 
nun im folgenden gestattet, zwei einschlägige Fälle zu beschreiben, von denen 
der erste mit Sicherheit als das frühe, der zweite mit Wahrscheinlichkeit als 
fortgeschrittenes Stadium der Diverticel-Tuberkulose des Oesophagus an 
zusehen ist, 
Was den ersten Fall betrifft, so handelte es sich um die Leiche eines 
46 jährigen Mannes, der an fortgeschrittener Tuberkulose der Lungen und 
des Darmkanals gestorben war. Als zufälliger Befund fand sich bei der Ob- 
duction an der hinteren Wand des Oesophagus, kurz oberhalb der trachealen 
Bifurcation ein in der Längsachse desselben verlaufendes, nicht ganz bohnen- 
grosses Geschwür, welches zackig ausgenagte, unter Wasser flottirende Ränder 
Desass und die ganze Tiefe der Oesophaguswand durchsetzte. 
Bei weiterer Betrachtung zeigte sich, dass dieses Geschwür die Münd- 
ung eines Tractionsdiverticels darstellte, indem sich von demselben nach abwärts 
zu ein etwa centimeterlanger Kanal verfolgen liess. an dessen Ende eine 
ndurirte anthrakotische Drüse lag. 
Bevor ich zur mikroskopischen Beschreibung übergehe, will ich kurz 
bemerken, dass die Schnitte derart angelegt worden sind, dass sie einen 
Ueberblick über das gesammte Diverticel von seiner Oeffnung bis zur 
Spitze herunter in möglichst übersichtlicher Weise erkennen lassen. 
Wenn ich bei der Besprechung desselben zunächst an den Rändern des 
Geschwürs beginne, so wäre bezüglich dieser zu bemerken, dass sie sich 
ein wenig von beiden Seiten her über den Geschwürsrand hinüber er- 
Strecken, wobei sich ihre Epithellager im ganzen ein wenig verschmälern. 
In manchen Schnitten ist auch eine leichte Umkrempelung des epithelialen 
Begrenzungsrandes des Geschwürs, sowie eine Verklebung desselben mit dem 
abfallenden Geschwürsrande zu constatiren. Im übrigen sind irgendwelche 
\nomalicen der Epitheldecke, insbesondere atypische Epithelwucherungen, am 
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