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Joch zu den besten Porträten des Meisters. Geradezu vollendet
nuss man dagegen das Madrider Bildnis nennen. Es ist die Krone
aller Dürerschen Porträte. Die Anordnung erscheint jener in der
Dresdener Tafel nahe verwandt, Beide Männer tragen den breit-
krempigen Schlapphut, die schwarze Pelzschaube, unter welcher
das weisse gefaltete Hemd hervorscheint, ein Papier in der
Linken, während die Rechte auf einer (unsichtbaren) Brüstung auf-
ruht und wenden sich in Dreiviertelansicht nach ‚links. Die Aus-
führung der gelockten Haare, des Pelzes ist überaus fein, ordnet
sich aber doch ungezwungen dem Ganzen unter. Die Augen durch-
dringen förmlich den Beschauer, aus der festgeschlossenen Lippe
spricht der unbeugsame , auf seinem Rechte bestehende Wille, die
kurze Nase steigert den Ausdruck des kurzweg Entschiedenen.
Der Mann mag gütige Milde nicht zu seinen Haupteigenschaften
yezählt haben, im Streite recht widerhaarig gewesen sein, Aber
von seiner Kraft und Klugheit erzählen dafür um so deutlicher die
Züge. Jedenfalls hat die nordische Kunst des sechzehnten Jahr-
hunderts wenige Charakterköpfe geschaffen, welche sich in leben-
diger Wahrheit und vollkommener malerischer Behandlung mit
dem Madrider Bilde messen können.
Welche Richtung Dürer in den Niederlanden verfolgte, darüber
kann kein Zweifel herrschen. Er wäre aber nicht der echte, alte
Dürer gewesen, wenn seine Phantasie sich auf die Dauer mit einem
einzigen Gedanken und Formenkreise beschäftigt hätte. Sic hat
stets Platz für mannigfache Interessen, und die ihm eigentümliche
Lust und Freude am Erfinden kann wohl zeitweilig weniger deutlich
an die Oberfläche treten, sie lässt sich aber niemals völlig zurück-
drängen. Während der Reise fasste Dürer den Plan, die Passion
Christi noch einmal, zum fünften Male, zu verkörpern. Urkundliche
Belege lassen sich zwar dafür nicht vorführen, doch liegt vom
Jahre 1520 angefangen eine Reihe von Zeichnungen vor, welche
diese Absicht unwiderleglich darthun. Die Ausführung dachte er
sich im Holzschnitt. Es sollte demnach die neue Folge von Blättern
gleichsam die grosse Passion ersetzen. Er beschäftigte sich mit
dem Plane auch nach der Heimkehr bis 1524, liess ihn aber doch
schliesslich aus unbekannten Gründen fallen. Nur für fünf Szenen
haben sich die Skizzen erhalten, für die Anbetung der h. drei Könige,
das Abendmahl, den Ölberg, die Kreuztragung und die Grablegung.
Alle Blätter haben annähernd das gleiche Format, sind als Breit-
bilder komponiert, alle erscheinen von dem gleichen Geist durch-
Eh,