Christliche Leich⸗
Montags haben sich im Angesicht sehr viel weisse Blaͤß⸗
lein sehen lassen / die gute Hoffnung / daß rechte Blattern dar⸗
auß werden wuͤrden / gemacht / vnd also alles zu gewuͤnschtem
Ende gelangen. Das Widerspiel aber / ist vielmehr (leder)
nur gar zu bald erfolgt / dann in der Nacht hebt er staͤrck an zů
bluten / so lang vnd viel / daß er gantz Krafftloß vnnd Tobt⸗
kranck wird / deßwegen die Warterin gezwungen / seine liebe
Eltern auß dem Schlaff zu erwecken / so eilsertig auffgestan⸗
den / vnd jhr liebes Kind mit grossem Jammer vnd Hertzen⸗
leid in seinem Blut ligend gefundẽ / daruͤber ein jedes geschri⸗
en / vnd geklagt: Ach mein Sohn! Ach mein Kind!
Er aber sie mit vngewendten starcken Augen angesehen/ vnd
gesagt: Ey wann ich nur die Blattern gehabt haͤtte.
VBnverzuͤglich haben die Hertzbetruͤbte Eltern jhren Herrn
Medicum conulirt, der eilend/ vnd eifferig nothwendige
Fuͤrsehung gethan / allerley Mittel geordnet / die auch fleissig
gebraucht worden / dessen vngeachtet / ist die Schwachheu
gegen dem Tag jmmer nur groͤsser / vnd Er kraͤncker worden/
welches er wol gefuͤhlet / vnnd zu seiner Warterin gesagt:
Heut muß ich sterben / heuut wird meine Secle auß
diesem Leib ins ewige Leden fahren / vnd jhme also selb⸗
sten seinen vorstehenden Todt verkuͤndiget / vor demselben sich
nicht gefoͤrchtet / sendern wie Er seine schmertzliche Kranckheit
mit Gedult außgestanden / als ist Er auch dem Todt vner⸗
schrocken entgegengangen. Dann da aller Menschen Huͤlf⸗
fe auß vnd vergebens gewesen / vnd maͤnniglich gesehen / daß
seines Lebens in die Laͤnge nit mehr seyn werde / ist sein Hertz⸗
lieber Vatter zu jhm getretten / jhme zugesprochen / vnd erin⸗
nert: Nun sey es an dem / daß Er nach Gottes Wil⸗
en seinen Abschied auß dieser Welt neme / sein Leben
eitlick