Kaspar empfing die Verwundung in dem Augenblick,
wo er aus irgend einem Grunde den Oberkörper nach vorn
gebeugt hatte. Der Wundkanal lief von vorn nach hinten
und von oben nach unten. Die Hautwunde stand daher
nach dem ärztlichen Befund erheblich höher als die
Muskelwunde. Der in völlig gerader Richtung mit großer
Kraft und einem einzigen Zug geführte Stoß traf zunächst
den stark wattierten Gehrock. Obwohl in ihm mittlerweile
die Motten übel gehaust haben, ist — entgegen Frau Hofers
Behauptung — bei genauem Zusehen und Auseinander-
ziehen der Watte die Stichmarke an der Außenseite noch
deutlich zwischen dem Mottenfraß zu erkennen, wie die
vor mir liegende Photographie meines Mitarbeiters mit
aller wünschenswerten Klarheit zeigt. Leichter findet man
sie natürlich am Futter der Innenseite und am schönsten
in der dazwischenliegenden, mit Leinen gefütterten Tasche.
Daß der Dolch ausgerechnet durch die linke obere Rock:
tasche gefahren ist und also noch mehr Stoff zu zer-
schneiden hatte, hat, beiläufig bemerkt, vor uns auch noch
niemand beachtet. Dann trifft das Mordinstrument auf die
Weste und durchbohrt sie einen guten Fingerbreit über
der linken unteren Tasche. Die Stichmarke liegt hier
völlig wagrecht, ungefähr parallel mit der oberen Kante
der Westentasche, ist aber nicht eng und scharf geschnitten,
sondern eigentümlich breit und zackig. Entweder hat der
seidene Stoff gleich unregelmäßig nachgegeben oder er ist
später bei den Untersuchungen eingerissen worden. Nun
kommt die Tuchhose mit einer engen und ziemlich scharfen
Stichmarke, ganz dicht neben einem Knopf; merkwürdiger-
weise liegt sie nicht wagrecht, sondern senkt sich von
außen gegen die Körpermitte in einem Winkel von 20—30
Grad. Über die Ursache dieser Erscheinung nachher. Hose
und Weste haben den Bluterguß soweit aufgenommen, daß