F Sehnliche Abscheidens⸗Lust. 13
iiche Natur aber / und der mit derselben vereinigte menschliche
Wille/ hat auch menschliche Eigenschafften an sich / und dan⸗
nenhero / wie andere Menschen / einen natuͤrlichen Abscheu vor
solchem entsetzlichen Leiden und Tod / absonderlich wegen unbe⸗
schreiblicher Empfindung des Zorns GOttes wegen unserer
Suͤnde / doch also / daß dieser menschliche Wille in dem HErrn
JEsu / nicht unrein / suͤndlich / und wie oft un ser schwacher Wil⸗
le dem Goͤttlichen widersetzlich / sondern ganz rein / heilig / und
ohne alle suͤndliche Vermischungen / dahero auch ganz willig und
mit vollem Gehorsam sich dem Goͤttlichen unterworfen / und
uͤberlassen / und also / wie die Gelahrtereden / kein widriger / son⸗
dern nur unterschiedener Wille war/ ja / wie einige gar gruͤndlich
beobachtet / ein bedingter Wille war / wann es moͤglich waͤre /
wann / wann es des Vatters Wille auch waͤre. Dwie seelig
ist diejenige Christen⸗Seele / welche ihrem bis zum Tod / zum
Tod des Kreutzes allergehorsamsten JEsu / diese Glaubenskunst
ablernet / und im Leben undTod / nicht nach ihrem menschlichen /
sondern nach dem Goͤttlichen Willen/sich bestaͤndig richtet / in
allen Faͤllen sich herzhafft entschliessend:
Dein Will gescheh OGOtt! und nicht mein
oschen vin
machs / wie es di grfalt/ ich will dir halten
still.
Hæc est ars artium]! O Kunst uͤber alle andere Kuͤnste.
Unsere andaͤchtige Vorfahren pflegten sehr gottselig zu reden /
wann sie sagten: Ein rechter glaubiger Ehrist / muͤsse sonderlich
vier Kuͤnste wol gelernet haben: Die Bet⸗Kunst / Buß⸗Kunst /
Leidens⸗Kunst / und die Sterbens⸗Kunst Alle diese vier Christen⸗
Kuͤnste / haben diesen Grund: Vatter! nicht mein Will / son⸗
dern dein Wille geschehe! also in der Bet⸗Kunst / beruhet die
B 3 Erhoͤrung