Objekt: Offizieller Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen Kongresses zu Nürnberg

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Kastens mit Bronzegriff; in demselben fanden sich Scherben sehr feiner weisser 
Glasgefässe, ein Töpfchen aus braunem Glas, das zierlich gear- 
bdeitete Heft eines Messers aus Cedernholz, dessen Klinge fast ganz oxydieri 
war, und zwei kleine Zylinder aus Bernstein. Daneben stand ein Mörse1ı 
mit einem Ausguss, ein Reibstein aus Alabaster, der die Form eines eingebogenen 
Daumens hat, nebst einem kleinen Reiber aus Kristall. In der Mitte des Raumes 
waren Reste von drei grösseren eisenbeschlagenen, mit Schlössern versehenen 
Koffern, in welchen, wie es schien, Kleidungsstücke aufbewahrt gewesen waren. In 
der vierten Ecke fanden sich Überbleibsel eines grösseren, abgerundeten, eisen- 
beschlagenen Kastens; in demselben waren folgende Gegenstände: Ein aus sehr 
‚einen Bronzeplatten gebildetes Kästchen in vier Abteilungen geteilt, welche 
durch ein darüber gelegtes silbernes Gitter verschlossen werden können; in 
ieder derselben lag eine Anzahl Farbreste von unregelmässiger Form. Ferner 
ein kleiner Mörser aus Bronze, ein längliches Etui mit zwei 
Löffelchen aus demselben Metalle, eine kleine Schaufel aus Kristall, Goldfarbe 
anthaltend, eine Platte aus Basalt und zwei Pinselstiele aus Bein. 
Die Chevreulschen Untersuchungen, welche reines Bienenwachs in einer 
der grossen Amphoren, Harz und Wachs gemengt in einem anderen Gefäss, 
sowie Stücke von Pinienharz nachweisen, sind von allergrösster Wichtigkeit. 
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem ganzen Funde um eine Wachs- 
technik handeln muss; der nächste Schluss wird sein, dass auch die dabei ge- 
fundenen Instrumente die für Wachsenkaustik geeigneten sein könnten. 
Es stellte sich bei den vielfachen Versuchen mit nach dem Funde imitierten 
Instrumenten bald heraus, dass die beiden Löffelchen die längst gesuchten Cestren 
sein müssen, dass das „Farbkästchen“ nichts anderes sein kann als ein Cauterium, 
um Holz- oder Gallusäpfelkohlen darin zu brennen, die Cestren damit warm zu 
machen, und auf dessen Gitter flache Näpfchen mit Wachsfarbe aufgesetzt wurden, 
damit die durchdringende Wärme das Wachs weich erhalte; insbesondere ist ein 
Zusatz von Pinienharz dazu sehr geeignet. Schliesslich kam ich zu dem Ergebnisse, 
dass die warme flüssige Wachsfarbe sich mit Hilfe der Löffelchen auf die wagrecht 
gelegte Holztafel bequem aufgiessen und mit der unteren Seite des Löffels oder 
dem anderen, dickeren, erwärmten Ende des Cestrums leicht verarbeiten liess. 
Durch diese Manipulationen entstand eine äussere Wirkung, welche einigen deı 
Grafschen Originale aus El-Fayum auffallend ähnlich war. 
Es war für mich nunmehr zweifellos, dass diese Technik mit der ersten 
Art der Enkaustik nach Plinius identisch sein müsste, und dass sich für 
Cestrumtechnik überhaupt kaum praktischere Instrumente ersinnen liessen, als 
die in dem Funde von St. Medard vereinigten es sind. ne 
In der bekannten Stelle des Plinius: encausto pingendi etc. (XXXV, 149) spricht 
er ganz deutlich von drei Arten der Enkaustik; bei den beiden ersten ist 
Pinselgebrauch ausgeschlossen, dafür das Cestrum. oder Vericulum zu verwenden, 
im Gegensatz zur dritten Art, welche erst hinzukam, als man anfıng, Schiffe zu 
5emalen. Durch den Gebrauch des löffelartigen Cestrums wird klar, dass ein 
Aufgiessen der heissen Wachsfarbe auf die wagrecht gelegte Holztafel 
praktisch und notwendig war; unterstützt wird diese Auffassung durch die griechische 
Bezeichnung der enkaustischen Malerei xn064/vt0s yoagN, welches wörtlich übersetzt 
Malerei mit aufgegossener Wachsfarbe bedeutet, aus xnodes Wachs und yo giessen
	        
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