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Haßner war vor zwei Jahren kaum in der
Lage, an die Gründung einer Familie zu denken.
In diesem Gefühl sah Rottmann sein Kind nun an.
„Anne, Haßner war heute morgen bei mir.“
„Ja, Vater —“
„Mein liebes Annekind! Geduld müßt Ihr
aber wohl haben. Ich kann Dir Dein Nest nicht
bauen, wie ich wohl möchte.“
Anne sah den Vater mit ihren tiefen Augen
an. „Lieber Vater, es ist wohl gut, daß es so ist
— wir haben Zeit —“
„Wie meinst Du das, Kind?“
Ein schüchternes Lächeln zuckte über ihr Ge—
sicht. Stockend und scheu begann sie: „Ich weiß
nicht recht, lieber Vater, wie es so kam — zuerst,
noch vor ein paar Wochen, da — da wünschte ich,
daß er mich liebte, daß er spräche — da war ich
voll Ungeduld — — aber jetzt, seitdem er —,“
„Nun, Anne?“
„Seitdem ich weiß — nein — seitdem ich
fühle, daß er mich liebt — Vater, bin ich seiner
auch wert?“
Anne flüsterte diese Frage und verbarg ihr
glühendes Gesicht in ihren Händen.
Rottmann zog sie an sich, er hielt sie fest. Er
verstand ihre Frage, er verstand auch in ihrer
Seele zu lesen, was ihr selbst noch nicht bewußt,
und er liebte sein Kind um dieser Gedanken
willen. Aber sie sollte freudig und zuverfsichtlich
werden.
„Möge er Deiner ebenso wert sein, mein Kind.
Du hast aber recht. Ihr werdet nicht verlieren in
der Zeit des Wartens. Ihr werdet wachsen und
werdet reif sein zur Ehe, wenn Ihr Euch die Hände
Lu Volbehr. Die neue Zeit. 13