X
1
Das alte Rathhaus.
Keinen öffentlichen Gebäuden wurde in den deutschen Reichsstädten so viel Aufmerksamkeit zuge⸗
wendet, als den Rathhäusern, welche nächst den kaiserlichen Schlössern, wo solche vorhanden
waren, und nächst den Kirchen, die ein kräftig frommer Sinn zu ihrem imponirenden Daseyn
berief, die eigenthümlichsten Formstellungen als Zeugen der Zeit erhielten, in der sie entstanden
waren. War ja doch das Rathhaus der Ort, in welchem Wohl und Wehe der Stadt und
ihres von ihr abhängigen Gebietes besprochen wurde, in welchem der Gerechtigkeit ihre Sühn—
opfer stehen mußten, aber auch nicht selten die Ungerechtigkeiten parteilicher Intriguenspiele die
Triumphe ihrer Vortheile feierten. Als Nürnberg noch einen geringeren Umfang hatte, als er
sich auf einem Abbilde von Wohlgemuth darstellt, stand das städtische Rathhaus am Tuchgäßlein
an der Stelle, wo jetzt das Haus S. Nro. 25. zu sehen ist. Die Bußwürdigkeit des alten Rath⸗
hauses bestimmte es zum Abbruch, nachdem schon von 1332-1340 ein zweites Rathhaus dem
jetzigen Chor der Sebaldskirche gegenüber von Philipp Groß erbaut worden war. Dasselbe war
kaum ein Drittheil so groß als das jetzige aus verschiedenen Gebäuden zusammengesetzte. Die
W *
n— 5