Inhaltsverzeichnis: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1923/24 (1923/24 (1925))

Besondere Fürsorge und Wohlfahrtspflege. 
Nürnberg sowie einige andere Stellen gewährten übrigens die Kinderzulagen für uneheliche 
Kinder in der bisherigen Weise weiter, gleichviel, ob das Mündel im Hausstand des Erzeugers 
lebt oder nicht. 
Für rund 60 Kinder wurden Waisen- bezw. Hinterbliebenenrenten neu erwirkt, in drei 
Fällen Antrag auf Unfallrente gestellt. Da die Auszahlung der Renten während der 
Inflationszeit infolge der kurzfristigen Nach- und Vorauszahlungen kaum mehr zu bewältigen 
war und die Renten sich auf dem Weg über die Kasse der Berufsvormundschaft, auch wenn 
er nur wenige Tage beanspruchte, sofort entwerteten, so wurde in allen nur irgend geeigneten 
Fällen direkte Uberweisung vom Versicherungsträger bezw. Versorgungsamt an Mütter oder 
Pflegemütter veranlaßt. Durch Vermittlung der Berufsvormundschaft erhielten am Ende 
des Geschäftsjahres noch rund 187 Mündel Hinterbliebenenbezüge ausbezahlt. 
Erbschaften. Solche fielen in rund 50 Fällen an. Die Nachlässe bestanden meist 
nur aus ärmlichem Hausrat. In einem Falle hat das Mündel eine Hypothek geerbt, deren 
Aufwertung jetzt eingeleitet ist. 
Wo die Alimentation versagte, wurden Armenpflege, Nothilfe, Kinderhilfe usw. in 
Anspruch genommen. Daneben gab und gibt es aber immer noch Fälle, wo diese Stellen 
nicht oder nicht rasch genug helfen können. Dank gütiger Freunde im Ausland, die das 
Amt wiederholt mit Liebesgaben bedachten, war es der Berufsvormundschaft möglich, in 
dringenden Fällen des öfteren eingreifen und während der schwersten Wintersnot manchem 
armen Mündel eine kleine Freude, mancher sorgenvollen Mutter etwas Erleichterung schaffen 
zu können. Zu den Spendern zählte insbesondere der Frauenbund Johannisburg (Südafrika) 
und das Schweizerische Kinderhilfskomitee in Bern (Sammelstelle von Frau Professor Hafter, 
Kilchberg bei Zürich). 
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Kassenverkehr. Die Zahl der Kinder, für die zu Ende des Geschäftsjahres Konten 
geführt wurden, betrug rund 2800, die Zahl der Vosten in Einnahme und Ausqabe 
bezifferte sich auf 41759. 
Für rund 1050 Kinder wurde Vermögen verwaltet. Der Nennwert der älteren Wert— 
papiere, die jetzt sehr entwertet sind, da das Gesetz über die Anlegung von Mündelgeld vom 
28. Juni 1923 viel zu spät kam, um diese sogenannten mündelsicheren Anlagen zu retten, 
betrug etwa 900 Milliarden Papiermark (einschließlich der Einlagen auf rund 650 alte 
Papiermarksparbücher). An wertbeständigeren Anlagen waren vorhanden: 83 sogenannte 
Goldsparbücher im Nennwert von zusammen 6853 Goldmark, 91 Rentenmarksparbücher über 
zusammen 2622 Rentenmark, sowie Sachwertanleihen im Nennwert von 14 t Kohle und 
1 aufwertbare Hypothek. 
Das zu Beginn des Berichtsjahres eingeführte amerikanische System hat sich für Kasse 
und Buchhaltung der Berufsvormundschaft als sehr zweckmäßig erwiesen. 
Prozeßführung. Zu den aus dem Vorjahre übernommenen 123 Prozessen kamen 
1153 (634 hiesige, 515 auswärtige, 3 in sterreich und 1 in der Schweiz) neu hinzu, sodaß 
im Berichtsjahre insgesamt 1276 Prozesse geführt wurden. Es handelte sich dabei um: 
1141 Unterhaltserhöhungsklagen für uneheliche Kinder, 100 Vaterschafts- und Unterhaltsklagen, 
26 Unterhaltsklagen für eheliche Kinder, 2 Klagen wegen Anfechtung der Ehelichkeit und 
7 Klagen verschiedener Natur. Hierzu kamen noch 1 Arrestsache, sowie 7 Anträge auf einst— 
weilige Verfügung nach 8 1716 B. G.-B. 
Im ganzen wurden 1196 Gerichtstermine wahrgenommen. 
Pflege und Erziehung. Die Sorge für Pflege und Erziehung der Mündel — an sich 
die poruehmste und angesichts der Verwilderung der Jugend eine besonders dringliche
	        
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