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von 21 Sahren hatte, ich würde fehr froh fein und Soft dar
für danken! Und dennoch blieb der ernfte, treue Iüngling in
der Vorhalle des Hriftlichen Lebens und Erkennens, in welcher
er fid) damals befand, nicht ftehen, fondern der Treue und
Wahrhaftige, der feine Menfchen je und je geliebt, führte ihn
noch weiter, ins innere Heiligthum des Chriftenlebens, ja in je=
nes eigentliche Leben in und aus Sott, welches von jeher der
Welt ein Verborgenes — ein Myfterium gewefen. Wir müfz
fen uns hier beide, du und ih, auch in der Lebensgefchichte
diefes „nach Zion eilenden Vilgers“ (dies ift der Titel des Tages
buches, das fich unter feinem fchriftlichen Nachlaffe gefunden,
und welches diefer Lebensbefchreibung zu einem hauptfächlichen
Leitfaden dient) einem Scheimnifß nähern, bei welchem der nas
türlihe Menfch, nach Soh. 3, VB. 8, wohl das Saufen des
Lebens von oben Höret, aber nicht weiß, von wannen e& Fommf,
noch wohin e& fährt. Ia, eS {ft Ddaffelbe ernfte Seheimniß,
welches nach Soh. 6, VB. 51 — 58 fchon vom Anfange an
den meiften Seiner Jünger eine harte Rede zu fein dlünkte,
fo daß viele von ihnen hinter fich gingen, und hinfort nicht mehr
mit Shm wandelten.
Folgen wir der inneren Lebensführung unfers Seligen fchweiz
gend und Kebend nach, fo aut wir e8 verftehen und vermögen!
3. Eigentlidde Erwedung zum inneren Leben.
Der Mann, deffen fihH Sott zur erften Erwedung unfers
feligen Kießling bediente, erfcheint in feiner Lebensbefchreibung
als ein fchnell vorüberwandelnder Vilgrim, welcher heute mir
begegnet, und morgen nicht mehr gefunden wird. Ja, wenn
es erlaubt ift fo zu reden, er erfcheint als ein Engel, aus einer
Höheren Welt gefandt, welcher im rechten Augenblide zu mir
Hintritt, mich aufwecet von dem Schlafe unter dem Wachhol=
berfirauche (1. König. 19, V. 5), zum Brode des Lebens
hinweifet, zum weiteren Pilgerlaufe ftärket, und alsdann fchnell
von hinnen eilet.
Unfer lieber Kießling fühlte in fich, bei ale dem Suten,