Full text: Der Schmaussenbuck bei Nürnberg

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Denn da ihr einer feiner Verwandten, aus recht guter Meinung, 
in feinen Leiden damit tröften wollte, daß er ihn an das Sute 
und alle die Segen erinnerte, die er, wie wir e& ja auch wif= 
fen, während feines Lebens um fich her verbreitet hatte, wurde 
er faft unwillig und fagte: Ach fchweigen Sie! ich verlange nur 
Bnade, unt wollte Er mit mir zu Serichte gehen, fo Fönnte ich 
auf faufend nicht Eins antworten; 
Chriftt Blut und Serechtigkelt, 
Das {ft mein SohHmuk und Ehrenkfetd, 
Damit will IH vor Sott beftehn, 
Wenn {ich zum Himmel werd’ eingehn. 
Eben in diefem Lebten leiblichen Leidenshalbjahre feines Les 
bens erweckte Sott auch noch fromme liebe Menfchen: die gingen 
zu dem alten Kinderfreund ‚mit Kindern, welche fchön fingen 
Finnen, und fangen ihm feine Lieblingslieder: Lieder des Lobes 
feines Herrn und der Liebe zu Ihm und des Innigen Bertrauens 
zu Shm. Da ftimmte der felige Sreis immer gar fröhlich und 
heiter ein, und unter den unfhuldigen Kindern, welche Sott 
Joben, war ihm fo ganz befonder$ wohl. 
Noch vier Tage vor feinem Tode Famen jene lieben Freunde 
mit den Kindern auch zu ihm und fragten ihn: ob fie ihm 
efwas fingen follten? Ach ja, fagte er freundlich; fingt mir: 
„Allein Sott in der HIY fei Chr.“ Und da fang er laut mit 
und aus innigem frohen Herzen. Darauf betete ihn einer jener 
Sreunde den VBers: 
DO Serufalem, du Schöne, 
© wie Helle glänzeft du, 
D wie lieblidh Lobgetöne 
Hört man da in fanfter Nuh! u. ff. w. 
Da bat der liebe SGreis, ‚fie follten ihm das ganze Lieds 
„Alle Menfchen müffen fterben, “ fingen. — Diefer Befuch er= 
quickte ihn und färkte ion auf denfelben ganzen Tag, und man 
Fonnte aud) hieraus merfen: daß unfer Seliger fehon nicht mehr 
eigentlich durch Leibliche Speife ernährt und erquict wurde, fon 
bern nur noch durch geiftliche.
	        
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