Metadata: Die Gewerb- und Realschule in ihrer Beziehung zur niederen gewerblichen Bildung

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gegenwärtigt, dass es städtische Volksschulen im damaligen 
Nürnberg noch nicht gab — sie kamen erst 1821 und zwar 
zunächst 24 Klassen — und aller Unterricht noch von 
Privatlehrern erteilt wurde. 
Nicht lange danach ging die Gesellschaft auch an die 
Errichtung einer Knabenindustrieschule ; denn die bürgerliche 
Bildung, die Kenntnisse, die dem Gewerbsmann und Hand- 
werker not thaten, konnte weder die deutsche Privatschule 
noch das lateinische Gymnasium gewähren, Dafür musste 
sine eigene Anstalt geschaffen werden. So klar der an- 
gestrebte Zweck, junge Leute, die Handwerker oder Künstler 
werden wollten, auf eine ihrer Bestimmung angemessene 
Weise zu bilden, vor Augen lag, die beste Form, in welcher 
dieser erreicht werden könnte, musste erst gefunden werden. 
Deshalb wurde eine Kommission niedergesetzt, welche die 
Frage eingehend prüfte und sich schliesslich auf ein von 
dem Direktor Büchner, später Vorstand des Nürnberger 
Schulseminars, verfasstes Gutachten einigte, welches 1800 
zur Information weiterer Kreise auch im Druck erschien. 
Auf grund dieses 64 Seiten umfassenden Gutachtens trat 
1801 die Knabenindustrieschule ins Leben. Sie ruhte gleich- 
falls auf philanthropischer Grundlage und sollte neben dem 
gewöhnlichen Schulunterricht in der Religion, im Rechnen, 
Lesen und Schreiben den Schüler zur Arbeitsamkeit erziehen 
und zur Verrichtung von Arbeiten anhalten, welche geeignet 
sind, den Körper zu stärken und gelenk zu machen, vor- 
züglich aber eine gewisse Handfertigkeit hervorzubringen, 
das Augenmass zu schärfen, das Schönheitsgefühl zu wecken 
und dem Erfindungsgeist und Vollendungstrieb einen hin- 
länglichen Spielraum zu verschaffen *). Lehrgegenstände 
waren Lesen, Schreiben, Rechnen, Religion, Naturgeschichte, 
Physik, landwirtschaftliche Chemie, Geometrie und vor- 
züglich Zeichnen. In den Arbeitsstunden handhabten die 
Schüler Hobel und Säge, Beil und Bohrer, Hammer und 
Schnitzmesser. Sie fertigten Abbildungen und Modelle, 
*) Vorschläge, wie die Industrieschule für Knaben eingerichtet 
werden könnte. (S. 4.)
	        
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