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Verfuchung Fommt, einen fchweren Fall. AUch, und einen Fall,
welcher dem Chriftenthum nicht blos in den Augen feiner Nicht-
Fenner fchadet, fondern welcher — und das ift der fehwerfie —
zuweilen viele von den Armen und Kleinen und Schwachen,
welche noch Anfänger oder auch fehon Kämpfer und Läufer
auf dem Wege des Lebens find, mit hinunterreißt in den AUb-
grund. Wiewohl auch dann Sfter der Seift gerade in der Seele
der Armen und Kleinen auf die oben erwähnte Frage: „wollt
ihe auch weggehen?“ fpricht: Herr, - wohin follen wir gehen?
Wir bleiben dennoch hei dir, denn du haft Worte des ewigen
Rebens. — —
Hier will ich zuerft deiner gedenken, arme, gute Mika!
obwohl dein Fall vielleicht unter Feinen jener drei Arten des YUusz
gleitens und Verfinkens gehörte, von denen wir oben fprachen.
Wohl mag e8 fein, daß du irdifches Feuer mit himmlifchem,
irdifche Liebe mit göttliher vermifcht, und jene zur furchtbaren
Bewalt über dich gefteigert, ja daß du auch hierdurch fchwer
gefehlt Hatteftz aber dein langes, tiefes Seelenleiden war für
dich nicht das, als was e& die Welt betrachtete: Fein Hinweg=
Fommen, Fein Hinweggeriffenwerden von Ihn, fondern ein heißes
Läuterungsfeuer, in Seiner Nähe, vor Seinem lebenden An-
geficht. Du haft nun Jängft ausgefämpft, und felbft unfer
blödes Menfchenauge glaubt hier das Ende des verborgenen We
ges Durch den früben Nebel zu erkennen: — du haft das weiße
Kleid empfangen und einen neuen Namen, welchen Niemand
weiß, al8 der ihn empfängt.
Ein gute8, frommes Landmädchen, Die Tochter wohlhas
hender Eltern, war nebft Andern durch die Predigten des fez
Äigen Nehberger, noch da diefer der Gemeinde von St. Iobft
borffand, erwect worden, und zeigte Durch die Früchte der De:
muth und des Glaubens, daß fie €& wirklich freu und ernft
meinte. Sie liebte einen Süngling mit gar heftiger Neigung,
ber fie dann verließ oder ihre Liebe verfhmähte, und gerieth
darüber in eine tiefe Melancholie, welche zulekt die Eltern ns
$hiate, fie unter Arztliche Aufficht und erfahrene beftändige Warz