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fhon fpäter Vorabend vor dem großen Sabbath. Ein Borabend
vor dem Sabbath eines folchen Lebens ift nun wohl fehßn und
Vieblich. Denn fiche, es ift, als wenn ein Schiff bei ftiller Nacht
dem gelobten Lande der feligen und füßen Heimath fehon ganz
nahe gekommen ift, und das Yuge fieht und erfennt das Land
noch nicht. Die aber wach find, die hören aus dem lieben feliz
gen Lande fehon Stimmen herüberfechallen, welche die müden
Pilger nach Haufe rufen: Stimmen, welche den Fürften und
Heren diefer ewigen Heimath preifen und befingen; und zugleich
duften die Gerüche herüber von allen den Lebensbäumen, die ba
blühen, und es ift, als fühlte man das Wehen des Kuffes der
Friedensboten von da drüben fhon an feinen Wangen. Ia, die
Heimath muß nahe fein: uns ift hier fehr wohl und ftilles und
fiehe, hier find die Auen, wo uns nimmer hungert noch dürftet,
denn Du bift bei uns, näher als Du uns jemals wareft, und
der Morgen Fommt nun bald; dann feben wir die liebe Heimath
und Dich!
Die Boten des Friedens da aus dem feligen Lande Fomz
men erft noch vorher herüber und Holen mitten in der Nacht die
Himmelsjungfrau Lucie ab. Das hätte unfer Seliger wohl nicht
gedacht, daß Diefe feine geiftige Tochter eher hinübergehen
follte als er.
Sch rede nicht viel von die, du liebe Himmelsjungfrau !
Sn deiner Nähe, in deinem Anblie, in deinem Sefpräch war
Einem immer, als hörte man die Stimmen von da drüben.
Qucie ward Frank und flarb. Die Freunde weinten febr 3
unfer feliger Zobias aber war {Ei und Jächelte heiter. Sönnt
ihr doch, fagte er, die Freude, als Braut unfers Herrn daheim
bei Shm zu fein!
Al8 nun ‚aber auch die alte fromme 77jährige Wittwe
feines feligen Bruders Iuftus, die Schwefter und Freundin
feiner Jugend, mit welcher unfer Seliger in den lebten Jahren
feines Lebens ein und daffelbe Haus bewohnte, von ihm gerufen
wurde, da fchien e8 unferm lieben Alten fehr nahe zu gehen.
Er :fante an ihrem Sterbebette: „Ach wenn Sie doch noch nicht