Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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hatte ihn diefer .bettelnde Haufe durch fein ungeftümes Heranz 
drängen zum Niederfalen gebracht; feitdem ließ die forgfame 
Mutter immer, fo oft ihr nun fchon alternder Cheherr ausging, 
unvermerft einen Polizeidiener hinter ihm Ddreingehen, welcher 
nöfhigenfaNls zu feinem Schuße herbeieilen follte. 
Das Wohl aller Derer, die zu feinem Haufe gehörten, — 
jenes eigentliche und dauernde Wohl, das fich nur auf Hriftliche 
Sefinnung ftüßt, — lag diefem trefflichen Hausvater fo innig 
nahe und ernft am Herzen, daß wohl, fo weit dies bei ihm 
ftand, Keiner, der fich etliche Jahre im Kießlingfchen Haufe 
aufgehalten, daraus hinwegging, ohne einen bleibenden Segen 
mit fih hinaus zu nehmen. Wußte der alte Herr doch fogar 
des Sonntags Nachmittags die Diener feines angefehenen Hane 
delshaufes fo Lange bei fich zu halten, bis er ihnen die heutige 
Predigt vorgelefen, und auch mit ihnen den Sonntag in feinem 
Haufe, auf feine Weife, gefeiert hatte. Und IVeder hörte ihm 
gern zu, wenn er aus feinem eignen reichhaltigen Leben er= 
zählte: wie er, Faum dem Knabenalter entwachfen, mit 9 das 
mals noch Lebenden Sefchwiftern, zur vaterlofen Waife geworden; 
wie Soft ihn errettet und erhalten, al8 bei feinem Aufenthalt 
in Amfterdam eine yeftartige Seuche, befonders den nach dem 
Meere zu liegenden Theil der Stadt verheerte, welchen auch er 
bewohnte, und als er in einem Haufe, deffen Bewohner fämmt 
lich, bis auf die Hausherrin, Frank darnieder lagen, ohne die 
nöthige Wartung und Menfchenpflege, fehr Frank auf feinem 
einfamen Zimmer gewefen, und dabei vernehmen amüffen, daß 
an dem einen UWbend 3 Bewohner des Haufes, worunter auch 
die Tochter feines Prinzipals, zugleich beerdigt wurden. 
Als ein befonderes Zeichen feines chriftlichen Ernftes ver= 
dient auch die Weife angeführt zu werden, wie er feinen Sohn, 
unfern jüngeren Tobias, zu dem erfimaligen Senuffe des heiz 
ligen Übendmahles geleitete, Einige Tage vor der Feier ging 
gr mit ihm zu dem Vrediger, bei welchem der junge Tobias 
den Confirmanden = Unterricht empfangen, und übergab feinen 
Sohn nochmals, mit andringendem Ernfte und zärtlicher Sorgz
	        
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