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fagt darüber auch noch in einem Briefe an feinen Kießling:
„Es hat Sie doch bisher noch nicht gereut, die Schmach
mit Chrifto für größern Neichthum, als die Schäße Yegyptens
geachtet zu haben? — Diefes reut, wenn man es recht nimmt,
(glauben Sie mir) ewig nicht, freut, wie ich oft gefehen,
außerordentlich auf dem lebten Lager. Wie wenig reut e& Dorf,
wenn e8. zum Snadenlohn Fommt.“
Sn feinem hohen Beruf, als Prediger des Wortes, hatte
er anfangs dunkle Wege zu gehen, Sott ließ idn von Der
Ausfaat, die er unter Thränen und Sebet ausgefireut in bie
Herzen, Feine oder doch nur wenig Früchte fehenz und fo glaubte
er oft (wiemwohl in foldhen Fällen, wo Der Säemann guten Saz
men ffreut, häufig nicht das jebige Iahr des irdifchen Lebens,
fondern erft das nächfte, auf den Winter folgende Jahr der
Ewigkeit entfcheidet), feine mühfelige Saat fet ganz ohne Früchte.
Er foricht hierüber in einem Briefe an feinen Kießling:
„So predige ich aber das ganze Iahr tauden Ohren und
fteinernen Herzen, Sreift etwas das harte Herz mit Nachdruck
an, fo braufet diefes in Läfterungen auf. Was todt ift; if
ohnedem ohne Hoffnung erftorben. Wird ja etwas lebendig,
wenn der König des Schreckens hinterher Fommt: fo ift$ dann
meift mit Säen und Ernten zu fpät. Ueberhaupt daucht mir,
wir haben feit zwei hundert Jahren Feine Zeit in der Cvangeli=
(chen Kirche gehabt, wo die Leute fo gar fehr fchliefen und der
Feind fo viel Unkraut gefäet. Die Fugen und thörichten Iung-
frauen fchlummern meift einerlei Zodtenfchlaf fort, und was
das Uebelfte ift, aufwecen will jede von diefen. Da nicht mitz
fhlummern, ift fhrwers Wächter fein, und überdrußvoll die Hoff:
nung aufgeben, möchte noch was Schwereres heißen. Nun wir
wollen das „Wachet, wachet“ unfers Herrn defto achtfamer
hören — ich fortfäen, wenn die Ernte gleich jährlich Färglich
ift. € hat auch Weizen fäen und Dornen ernten feine Beit.4
Sn einem andern Briefe heißt es:
„Für meinen Theil habe ih zum neuen Jahre) an dem
often, wo ich ftehe, eben wieder Das alte Bitten angefangen: