Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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25. Kießling als Bücherverkeiher, 
Wir haben weiter oben unfern lieben Seligen fchon als einen 
trefflichen Buchhändler Fennen gelernt, welcher aus feinem Handel 
einen großen Gewinn zog, eben fo als Perlenhändler nach S. 
95, al8 herumreifenden Augenarzt und Privatlehrer der Naturz 
gefchichte S. 80, als Soldatenbedienten und Kinderwärter, bei 
welchen Sefchäften e& überall nicht ohne bedeutenden Vortheil 
abgings wir wollen nun diefen unermüdeten Kaufmann, der 
vor Begierde brannte, Schäße für jene Welt zu fammeln, welche 
die Motten und der Roft nicht freffen, und feinem Herrn, dem 
Könige Himmels und der Erden, Seelen zu gewinnen, auch zU 
einem Fleinen Seitengewerbe begleiten, welches er bei feinem übriz 
gen Handel fo neben her, ebenfalls nicht ohne Sewinn, trieb. 
Kießling hatte eine auserlefene Leihbibliothek, welche zwar 
weniger durch die Zahl der Bände, als durch ihren Inhalt bes 
deutend war. Ein Verzeichnif darüber wird fich fhwerlich unter 
feinem Nachlaffe finden, auch möchte die Anfertigung eines fol- 
chen Verzeichniffes ihre großen SchwierigFeiten gehabt haben, weil 
jene Leihbibliothek nur einige wenige ganz feft ffehende Artikel 
hatte, welche man (wenn auch fchon nach wenig Wochen nicht 
mehr in demfelben Exremplare) immer in {hr finden Fonnte, Übris 
gens8 aber faft jedes Jahr aus andern Büchern beftand. Denn 
die ausgeliehenen Bücher Famen, felbft mit Wiffen und Willen 
des Yusleiher8, felten wieder, und diefer hatte auch zum heil 
Überdies die freilich für ihn fehr bequeme Einrichtung getroffen, 
daß, wenn ihm Einer ein Buch mit einem herzlichen „Bergelts 
Bott“ ftatt des Lefegeldes zurücbrachte und den aus feinem 
Inhalt empfangenen guten Eindruck rühmte, er ihm das Buch 
ganz zum Cigenthum ließ, wodurch allerdings die Mühe des 
Auffchreibens und Wiederausfireichens der Lefe-Intereffenten er= 
fpart wurde. | 
Auch diefes Sewerbe, als Bücherverleiher, frieb übrigens 
unfer feliger Kießling auf diefelbe Weife, wie feinen Buchhanz 
del: er wartete nämlich nicht immer ab, bis Semand zu ihm 
Fame und {ich ein Buch bei ihm liche; fondern er trug die des
	        
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