Volltext: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

„Sei getren dis In den Tod, fo will id dir die Krone des 
Lebens geben.“ Dffend, 2, BD. 10. 
Sy führe diesmal die Lefer meine8 „Altes und Neues“ zuerff 
in das flile, der Welt verborgene, und von ihr oft verfannte 
und gering geachtete Leben und an das Sterbebette eines Hrift= 
lichen Mannes, welchen au mir Sott zum Segen feßte auf 
meinem Lebenswege. Manche unter euch, meine Lefer, haben 
den alten frommen Tobias Kießling dem Feifche nach 
gefannt; Wenige aber haben fich ihm im eben fo genäbhert, 
und mochten fich ihm fo nähern, daß fie einen Blik in diefes 
ftile, felige, nach allen Seiten fruchtbare, mit Chrifto in Sott 
verborgene Leben Hätten werfen Fönnen. 
Er ging, befonders in feiner Baterftadt Nürnberg, durch 
gar viele gute und böfe Gerichte, der theure, liebe Mann! 
Menfchen diefer Art tragen das Sute und das Befte, was fie 
in und an fih haben, nicht fü zur Schau wie andere Leute 5 
denn fie glauben und wiffen es im Grunde felbft nicht, daß 
fie ein folches Gutes oder Beftes an und in fich haben, und 
wenn fie etwa3 davon bemerken, fo glauben und wiffen fie, 
das fei nicht ihnen, fondern gehöre einem Andern, der es ihnen 
wohl gegeben, um damit — fill oder faut, im Verborgenen 
oder Sffentlich — zu wirken, zu werben und zu wuchern, nicht 
aber um fich felbft einen Staataro daraus zu machen und 
groß damit zu fhun. Solche Menfchen werden daher immer 
vor der Welt nicht fo gut fcheinen als fie wirklich find, 
denn ihr Auge fieht bei aNem hun auf Sottes Yuge, nicht 
auf das der Menfchen, ja ihr meifte8 und beftes Wirken be= 
merft nur Der, welcher ins Berborgene fieht; während manche 
Andere, welche mehr auf das fichtbare Auge Der Umftehenden 
und feinen Lauten Beifall, als auf das unfichtbare da oben 
und feinen ftilen Beifall zu achten gewohnt find, € immer {fo 
zu wenden wiffen, daß das Sute, was fie an fich haben oder 
zu haben wähnen und vorgeben, recht ins Sicht fallt, und noch
	        
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