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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Antoni spricht zum zweiten Trabanten:
Wie gefällt dir unser gnäd'ger Herr?
Ich glaub', daß blind geworden er,
Da er das Hirtenkind genommen,
Wo er doch hätte leicht bekommen
Der Fürsten oder Kön'ge Töchter.
Pfui Schande! Seinen Adel möcht' er
Geschont doch haben etwas mehr!
Was will mit dieser Bäurin er?
Woran hat seine Gnad' gedacht?
Miser Lux, der zweite Trabant, spricht:
Die Dinge stehn in seiner Macht;
Er sah die Schönheit ihrer Jugend,
Sah ihre Sitt' und Zucht und Tugend,
Durch die sie doch viel edler ward,
Als wenn sie stammt' von edler Art;
Zwar thut sie Niedern nur entstammen,
Doch wird sie adeln ihren Namen
Mit Demuth ohne Pracht und Stolz;
Weil sie die Schäflein vor dem Holz
Gehütet hat bei wenig Nahrung,
In Müh' und Arbeit hat Erfahrung,
Drum kann sie desto baß) der Armen
In ihren Nöthen sich erbarmen
Und nützt der Landschaft wahrlich mehr,
Als wenn's eine Königstochter wär'.
(Die Braut kommt geschmückt.)
Der Fürst spricht:
Nun woll'n wir ziehen auf den Saal,
Zu halten dort das Hochzeitsmahl
Und alles, was zu Fürstenehren
Gehört, mit Freudigkeit zu mehren.
(Sie gehn alle ab.)
Der Fürst kommt mit seinen Räthen und spricht:
Ihr lieben Getreuen, wie gefällt
— bosser.