Metadaten: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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Fennen, in deren Gegenwart e& ihm unmöglich fcheint, etwas 
Seichtfinniges zu thun oder zu reden, oder deren bloßer BliE 
ihn firaft und zurechtweift, fo oft die Zunge fich verlrrte. 
Wie vielmehr thut dies dann der Bli«k jenes unfichtbaren, und 
boch innerlich immer nahen, ja fo gut al8 fichtbaren Auges, 
voll ewiger Liebe, ewiger Treue, ewiger Wahrheit. Hier kernt 
dann erft der Menfch, was er vor Sott, und mithin was er 
wirFlich und wahrhaft feiz vorhin wußte er nur, was er zu 
fein fchien. Und in Ddiefer Schule, vo Menfch! lernt das Herz 
des Chriften jene feine eigenthümlichfte Sprache der Beugung 
und Demuth, welche du fo oft nicht verfteheft. 
In dem früheren Tagebuche dankt alfo, wie fchon ers 
mwähnt, unfer feliger Tobias Sott, daß er ihm ein Herz ges 
geben, das Ihn allein Kiebtz in der Folgezeit, als er fein Herz 
im Lichte gefehen, fcheint das gerade eines feiner größeften Anz 
liegen gewefen zu fein, daß er Ihn bei weitem nicht fo fehr liebe, 
al8 die fichtbaren Freunde unter den Menfchen. Und dies wird 
wohl durch alle Zeiten eine Urfache innigen Schmerzes für 
bas Herz des Chriften fein: daß e& Den, der uns je und je 
und bis zum Tode geliebt, noch fo wenig liebt; jedoch Fann 
25 zuweilen gefchehen, daß ein fonft ernft und in Seiner 
Siebe freu gewordenes Herz fich auch zu fehr mit einer folchen 
Sorge quält: wenn es feine Liebe zu Sott nach dem Maßftab 
des wahrnehmbaren Sefühles meffen will. Ueber diefen Maßftab 
Fchreibt der felige ESper in einem Briefe an feinen brüderlichen 
Sreund Kießling: 
„Das Uebrige Ihres Briefes betraf Ihr Herz. Sie glauben, 
daß, da die Empfindungen der Liebe gegen Ihre Freunde fo 
füß, fo fühlbar, fo dringend find: fo müffen auch, und noch 
inniger, noch Lebhafter Ihre Sefühle der Liebe gegen Sott be: 
fchaffen fein. Verginnen Sie mir, Ihnen hierüber meine Sez 
banken zu fagen:“ 
n Das Gefühl der Liebe, bei Erblidung eines Freundes, if 
natürlicher Trieb, durch die Sinnlichkeit verftärkt: fühlbar 
auffallend, mächtig, und unferer ganzen menfchlichen Natur
	        
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