Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 203
Wir nicht ihm gleich auch Götter werden.
Sie sprach, es würd' uns nicht gefährden
Wenn wir dies sein Gebot auch brächen;
Gott würde es nicht an uns rächen,
So grausam sei er nicht und strenge;
Macht' mit den Worten auf die Länge,
Daß ich aß die verbot'ne Frucht;
Derhalb bin ich forthin verflucht
Von Gott, verlor auch seine Gnad.'
Nun er mich auch vertrieben hat
Vom Paradeis, daß mit Schmerzen schwer
Auf Erden Kinder ich gebär',
Mich auch muß ducken meinem Mann.
Ach Gott, hab' große Sünd' gethan!
Adam kommt und spricht:
Grüß Gott dich, Eva, liebes Weib!
Ich bin ganz müd' und matt von Leib;
Hab drauß gegraben und gehauen,
Das unfruchtbare Land zu bauen.
Das wurde wahrlich sauer mir,
Denn es trägt nur Dorn und Distel schier,
Damit ich nach des Herrn Geheiß
In meines Angesichtes Schweiß
Mühselig hab' mein Brot zu essen.
Wie bist du trüb bei der Thür gesessen,
Mein liebes Weib, was ficht dich an?
Eva spricht:
Was fragst du doch, mein lieber Mann?
Ich bin die Ursach' dieser Noth,
Daß wir mühselig essen Brot,
Weil ich im heil'gen Paradeise
Gegessen hab' verbotne Speise.
Drum liegen wir, und auch nicht minder
All unsre Nachkommen und Kinder.
In Gottes Fluche und Ungnaden,
In stätem, ewiglichem Schaden,
Auch unterjocht dem ew'gen Tod,
Darein uns hat gestoßen Gott.