Volltext: Ausgewählte Fastnachtspiele, Tragödien und Komödien des Hans Sachs (1. Band)

Hans Sachs, ausgewählte dramatische Werke. 
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Darnach ob meinem Tod sie haben? 
Wie herrlich ließ' sie mich begraben? 
Ob sie in den rothen Rock mich hüllte 
Und ihr Versprechen so erfüllte? 
Das will ich doch versuchen nun 
Und, als ob todt ich wär', jetzt thun. 
(Der Mann legt sich lang ausgestreckt in die Stube.) 
Das Weib kommt von der Wäsche und spricht: 
Sieh' Narr, liegst nieder in der Stuben 
Ganz längelang wie die Roßbuben; 
Ach Hans, was machst du? Steh' doch auf, 
Hilf mir die Wäsche hängen auf. 
Sie schaut nach ihm, rüttelt ihn und spricht: 
Ei, lieber Hans, laß doch den Spott! 
Mein lieber Mann, bist doch nicht todt? 
Ei, er ist todt, ich merk' es wohl. 
Nun weiß ich nicht, was ich thun soll: 
Soll ich erst weinen oder essen? 
O ich kann bei mir wohl ermessen: 
Sobald ich wein' und mach' Geschrei, 
So kommen alle Nachbarn herbei, 
Und ich müßt' dann viel Weinens treiben, 
Den Abend ungegessen bleiben; 
Vom Waschen auch ganz naß ich bin. 
Ich will mich trocken erst anziehn, 
Fünf Eier in die Pfanne schlagen,“ 
Dann kann ich besser schrein und klagen; 
Dann will zum Keller ich hinein, 
Herauf mir holen ein gut Maß Wein, 
Mich in dem großen Herzleid laben, 
Da wir ein altes Sprichwort haben: 
Nüchtern tanzen und nüchtern weinen, 
Das ist bekommen wol noch keinen. 
(Das Weib geht hinaus und singt.) 
Der Mann blickt auf, redet mit sich selbst und spricht: 
Oho, das ist 'ne kalte Lieb', J 
Darvon mein Weib viel Rühmens trieb;
	        
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