Das Weib kommt herein mit dem Mann und spricht: 1)
Mein lieber Mann, ich hätt' 'ne Bitt'
An dich, versage sie mir nit:
Woll' mir verkünden ohne Scherzen,
Wie du mich lieb hast in dem Herzen;
Von Herzen gern möcht' ich das hören.
Der Mann spricht:
Die Bitt' kann ich dir nicht gewähren,
Weil doppelt all dein Thun erscheint:
Hab' dich oft lieb, bin dir oft feind;
Bestimmt ich nicht antworten kann.
Das Weib spricht:
Wann hast du lieb mich, lieber Mann?
Sag' mir den Grund, daß ich's auch weiß.
Der Mann spricht:
Thust alles du, was ich dich heiß',
Gehorsam, unterthänig, willig,
Dann habe ich dich lieb, wie billig,
Und theil' mit dir mein saures Brot
Und lass' dich leiden keine Noth
An Kleidung, Schmuck und Trank und Speis';
Und alles, was ich kann und weiß,
Das thu' ich dir zum Wohlgefallen.
Wenn du auch thätest so in allen,
Würd' eine Lieb' die andre geben
Und gegenseit'ge Lieb' sich heben,
Würd' unsre Liebe täglich neu
In rechter, wahrer Gunst und Treu'.
Doch, daß oft weicht die Liebe mir,
Daran ist alle Schuld bei dir,
Wie täglich das an dir erscheint.
) Vergl. Hans Sachs' poetische Werke S. 47.