Volltext: Alt-Nürnberg

Dreißigstes Rapitel. 
Nürnberg im 18. Fahrhundert. 
as letzte Jahrhundert der Reichsstadt Nürnberg steht im 
9 Zeichen der Finanznot und das drohende Gespenst des Staats— 
baukrotts begegnet uns im letzten Abschnitt dieses Zeitraums auf 
Schritt und Tritt. Zum Troste gereicht es dem an dem Gecschicke 
der Stadt teilnehmenden Beobachter, daß dem ökonomischen Verfall 
des Staatswesens nicht auch der sittliche der Bürgerschaft zur Seite 
geht. Der altnürnbergische Geist unverdrossenen Fleißes und gewerb— 
licher Tüchtigkeit ist nicht erloschen. Ungeachtet der zumeist selhst 
angelegten Fesseln kämpft das verkümmerte Handwerk für die Er— 
haltung seines alten Rufs und seiner ehrbaren Stellung; trotz der 
Schranken, welche den freien Verkehr mehr und mehr von allen 
Seiten einengen, sucht der Handel unermüdet nach neuen Wegen 
des Absatzes und endlich kommt — allerdings viel zu spät — auch 
der mannhafte Bürgersinn, welcher nicht willenlos zusehen wil, 
wie eine in undurchdringliches Geheimnis sich hüllende aristokratische 
Verwaltung das Gemeinwesen ins Verderben führt, zum Durchbruch. 
Am 20. Oktober 1740 war Kaiser Karl VI. gestorben und kraft 
der von ihm errichteten Erbordnung der „pragmatischen Sanktion“ 
nach welcher die österreichische Monarchie unteilbar und die Thron— 
folge nach der Erstgeburt in weiblicher wie in männlicher Linie erb— 
lich sein solle, ergriff seine mit dem Großherzog Franz Stephan von 
Toscana aus dem Hause Lothringen vermählte 24jährige Tochter 
Maria Theresia die Regierung in allen Ländern des Hauses 
Habsburg. Die Kaiserleiche lag noch nicht in der Gruft, so erhob 
der Kurfürst Karl Albert von Bayern vermöge seiner Ver— 
wandtschaft durch weibliche Abstammung und eines alten Erbvertrage 
zwischen den Häusern Wittelsbach und Habsburg Anspruch auf das 
oͤsterreichische Erbe. Ebenso glaubten der Kurfürst von Sachsen, 
ja selbst Spanien und Sardinien Erbansprüche auf österreichische 
Länder zu haben. Der soeben auf den Thron gelangte junge thaten— 
durstige König Friedrich II. von Preußen ergriff rasch entschlossen 
die Gelegenheit, auf Grund alter Erbschaftsrechte die Abtretung von 
1schlesischen Fürstentümern zu verlangen, und da auch Frankreich
	        
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