Volltext: Alt-Nürnberg

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dann latinisiert Betulius hieß, um schließlich zum Herrn von Birken 
zu werden, ein ausgemachter Fürstenschmeichler. Schon Kaiser Fer— 
dinand II. hatte den protestantischen Poeten für dessen speichel— 
leckerische Huldigungsgedichte zum kaiserlich gekrönten Pfalzgrafen 
ernanm und in den Adelsstand erhoben. Kaiser Leopold J. betraute 
ihn mit der Neubearbeitung von Fuggers „Ehrenspiegel des Hauses 
sterreich“, der in Nürnberg gedruckt wurde, und auch das welfische 
Fürstenhaus Braunschweig-Lüneburg wurde in der „Guelfis oder 
niedersächsischer Lorbeerhain“ von dem Pegnitzschäfer in unterwürfigster 
Knechtseligkeit besungen. Außerdem hat von Birken noch eine Anzahl 
schäferlicher Allegorien, Singspiele u. s. w. angefertigt und alle seine 
Zeuder bom Nürnberger Parnassus in Affektiertheit und Geschraubt— 
heit übertroffen. — Eines der um den Blumenorden verdientesten 
Mitglieder war der gelehrte Kaufmann Andreas Ingolstetter 
16531711). Seinem aufopfernden Eintreten verdankten die Pegnitz— 
schäfer hauptsächlich die Anlegung und Unterhaltung des Irrhains. 
Durch seine auch nach anderen Richtungen bewiesene Opferwilligkeit 
hat er seinem Namen ein ehrenvolles Gedächtnis gesichert. Für die 
Armen- oder Freischulen Nürnbergs war er ein freigebiger Wohl— 
thäter und die Universität Altdorf, welcher er eine nach dem Koper— 
nikanischen System gefertigte Himmelskugel schenkte und ein Obser— 
vatoriuin baute, zählte ihn zu ihren hervorragenden Stiftern. — Ein 
sehr angesehenes, poetisch thätiges Ordensmitglied war auch Christof 
Fürer von Haimendorf (1663—1732). Seine Übersetzung von Cor— 
seilles Cinna wurde unter der Aegide Gottscheds auf dem Theater 
der Karoline Neuber in Leipzig und von dieser 1731 auch in Nürn— 
berg aufgeführt. 
In dem Blumenorden, gewann allmählich die geistliche Richtung 
über die schäferliche das Übergewicht; die siebenrohrige Panspfeife 
machte der Passionsblume Platz und an den berühmten Dilherr 
reihte sich eine Anzahl geistlicher Dichter wie Christian Betulius 
Bruder Sigmund von Birkens), Johann Vogel, Omeis, Saubert, 
Bornmeister u. a. deren Erzeugnisse zum Teil in dem nürnbergischen 
Gesangbuch Unterkunft fanden. Durch das ganze 18. Jahrhundert 
hindurch, in welchem dann innerhalb des Ordens die geistliche Richt⸗ 
ung hinter den allgemeinen litterarischen Bestrebungen zurücktrat und 
in welchem durch den wunderbaren Aufschwung der deutschen Litteratur 
die Reimereien der Pegnitzschäfer aus dem vergangenen Jahrhundert 
zu den wesenlosen Schatten der Vergangenheit hinabgedrängt wurden, 
bis in unser Jahrhundert hinein, haben die gelehrten Prediger an 
den Nürnberger Siadtkirchen vorwiegend die Säulen des pegnesischen 
Blumenordens gebildet.
	        
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