Volltext: Alt-Nürnberg

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Hans von der Planitz. Diesen Männern vor allem ist es zu 
verdanken, daß der Versuch des Papstes, die Autoritäten des Reichs, 
Reichstag und Reichsregiment, zur Vernichtung der kirchlichen Oppo— 
sition in Bewegung zu setzen, vereitelt worden ist. Das Gutachten 
des Ausschusses, welches am 17. Januar 1523 der Reichsversamm— 
lung zur weiteren Beratung übergeben wurde, lautet dahin: Es 
gehe schon wegen der Stimmung des Volkes nicht an, die Lutherschen 
Meinungen mit Gewalt zu unterdrücken, wohl aber sei zu wünschen, 
daß in Jahresfrist eine Kirchenversammlung zusammentrete, auf 
welcher auch Weltliche Sitz und Stimme haben. Wolle der Papst 
diese Vorschläge annehmen, so werde man beim Kurfürsten von 
Sachsen und bei Luther auswirken, „daß dieser und seine Anhänger 
einstweilen nichts schreiben oder lehren, was zu Argernis und Auf— 
ruhr Anlaß gibt: nur das heilige Evangelium und bewährte Schrift 
nach rechtem Verstand soll man lehren“. 
Mit einigen durch die päpstlichen Mitglieder des Reichstags 
bewirkten Abschwächungen ist nach heftigen Debatten dieses Gutachten 
des Ausschusses zum Reichsbeschluß erhoben, am 8. Februar dem 
Nuntius übergeben und am 6. März als ein im Namen des Kaisers 
erlassenes Edikt verkündet worden. Das Wormser Edikt hat noch 
länger fortgespukt, sein Zauber aber war durch den Beschluß des 
Nürnberger Reichstags zerstört. 
Die Anwesenheit des päpstlichen Nuntius und des Reichsstatt— 
halters Erzherzog Ferdinand, sowie der hohen geistlichen Herren am 
Reichstag schreckte die Prediger in Nürnberg nicht ab, die neue 
Lehre mit offenem Freimut von den Kanzeln zu verkünden. Bei 
den Augustinern war Prediger Karl Räß, beim Heil. Geistspital 
Thomas Venatorius, ein humanistisch gebildeter Theologe, bei 
Skt. Sebald der Schlesie Dominikus Schleupner und bei 
Skt. Lorenz Andreas Osiander. Letzterer, als armer Leute 
Kind in Gunzenhausen 1498 geboren, war eine Zeit lang als Lehrer 
des Hebräischen im Augustinerkloster beschäftigt gewesen und hatte 
durch sein ausgebreitetes Wissen wie durch seine Rednergabe die Auf— 
merksamkeit dermaßen auf sich gezogen, daß man den erst Vierund— 
zwanzigjährigen als Prediger bei Skt. Lorenz bestellte. In ent— 
schlossener Thätigkeit für die Ausbreitung der neuen Lehre und in der 
Kühnheit der Rede überragte er alle seine Amtsgenossen. 
Aber nicht bloß von den Kanzeln der Stadtkirchen ertönte mit 
voller Kraft das Wort der neuen Lehre, auch innerhalb der Klöster 
rumorte es gewaltig und in den sonst so stillen Räumen kam es oft 
zum wildesten Streit zwischen den Anhängern des Alten und deren 
GBegnern. Im Dominikanerkloster befand sich ein Mönch, Gallus 
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