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seines Verhaltens mit freundlichen Worten auseinander: Wenzel sei
mit Recht entsetzt worden, weil er in Sachen des Reichs, insbesondere
in der Kirchenentzweiung laß gewesen; die Stadt aber habe ihm ent—
sagen müssen, denn wenn er mit großem Volk herauskäme, so könne
er sich nirgends halten als zu Nürnberg; er würde die Stadt dann
nötigen wie er wolle, ihnen die Zufuhr wegzehren und sie in den
Krieg bringen, und wenn er dann nichts mehr bei uns fände, so
zöge er wieder nach Böhmen und ließe uns im Krieg stecken. Der
Vorteil der Stadt gebiete also, dem neuerwählten König die Thore
zu öffnen. Dies geschah denn auch am Lichtmeßtag 1401, wo König
Ruprecht, mit aller Ehrerbietung aufgenommen, seinen Einzug in
Nürnberg hielt und zwei Tage darauf die Huldigung vom Rat und
gesamter Bürgerschaft entgegennahm. Damals kam das Sprüchwort
auf: Nürnberg läßt König Ruprecht ein und schenkt König Wenzel
quten Wein.
König Ruprecht zögerte nicht, trotz der geringen Mittel, über
die er verfügte, an die Lösung der gegebenen Versprechungen und der
sich selbst gestellten Aufgaben zu gehen. Ein Vergiftungsversuch, den
der von Galeazzo Visconti erkaufte Wiener Arzt Hermann Poll gegen
den König machte, mochte als übles Vorzeichen gelten. Der Anschlag
wurde verraten und Poll dem Nürnberger Rat so lange in Gewahrsam
zegeben, bis ihn der Graf von Leiningen auf des Königs Geheiß
hinrichten ließ. Schon im August 1401, nachdem er seinen ältesten
Sohn, den Pfalzgrafen Ludwig zum Reichsverweser bestellt, durch
die Gewinnung Herzog Leopold III. von Österreich den Weg nach
Italien sich gesichert, sowie die Geldhilfe der Florentiner sich ver—
schafft hatte, zog Ruprecht über die Alpen, um die Visconti zur
Herausgabe des Reichsguts zu zwingen. Von seinem auf 15000
Mann geschätzten Heere mußte er schon bald wegen Mangel an Sold
5000 Reiter entlassen; sein Kriegsvolk vermehrte sich dann durch
deutschen und italienischen Zuzug wieder auf 30000 Mann. Der
deutsche Kriegsmut, ohnedies durch Zuchtlosigkeit im Wert sehr ver—
mindert, vermochte jedoch nichts gegen die überlegene Kriegskunst der
in Viscontis Diensten stehenden Condottieri. Vor Brescia wurde
König Ruprechts Heer am 21. Oktober vollständig geschlagen. Der
blinde Ungestüm des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der sich
die Ehre des ersten Angriffs ausgebeten, hatte mehr geschadet, als
genützt. Der Feldzug war völlig mißlungen, das Heer völlig auf—
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Fine Rückkehr nach Deutschland ohne jeden Erfolg mußte seine
Stellung aufs mißlichste gestalten. So ging er denn mitten im
Winter über die schneebedeckten Berge nochmals nach Italien, um