Volltext: Alt-Nürnberg

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Wie tief der langjährige Kampf zwischen Papst und Kaiser und 
die damit verbundenen kirchlichen Maßregeln in Nürnberg die Geister 
erregt haben, zeigt ein Vorfall, der aus dem Jahre 1332 gemeldet 
wird. In diesem Jahr zog der Pfarrer von Skt. Sebald, Hermann 
von Stein, der damals das Amt des „Ketzermeisters“ hatte, 90 Per⸗ 
sonen wegen ketzerischer Umtriebe in Untersuchung. Die Angeklagten, 
Männer und Weiber, waren meistens „gemeine Leute“, doch befanden 
sich auch etwelche von den Geschlechtern darunter, z. B. zwei Tucher, 
Berthold und Konrad. Diese kirchlich-oppositionelle Strbmung wurde 
durch die Wahl Karl IV., des „Pfaffenkönigs“, eher gesteigert als 
gehemmt. Ob die vorhandene Aufregung von bahyerischer Seite 
unmittelbar geschürt worden, läßt sich nicht ermitteln. Gewiß ist, 
daß Markgraf Ludwig von Brandenburg 14 Tage nach Ausbruch 
des Aufstandes und noch einmal im September in Nürnberg anwesend 
war und sein Einverständnis mit dem neuen Regiment bekundete. 
Der auf die Herstellung von Zünften und auf die Erringung der 
Teilnahme am Stadtregiment zielenden Bewegung der Handwerker 
konnte jene kirchlich-oppositionelle Stimmung und die Erbitterung 
gegen den „Pfaffenkaiser“ nur erwünscht sein. 
Dem Aufstande gingen erwiesenermaßen Verabredungen unter 
den Bewegungsmännern voraus. In der nach Wiederherstellung der 
Geschlechterherrschaft gepflogenen Untersuchung hat sich herausgeftellt, 
daß durch Herman, den Haubenschmied (Helmschmied) Ulrich, seinen 
Bruder und einen gewissen Rex, als den drei Hauptanstiftern, ein 
gewisser Ofenwisch zu den in die Sache eingeweihten Bürgern herum— 
geschickt worden sei, um sie an ihren Eid zu mahnen. Nach Müllners 
Erzählung wäre der Rat durch einen Bettelmönch, der auf einer 
Trinkstube hinter einer Thür versteckt die Beratungen der Rädels— 
führer behorchte, von dem beabsichtigten Anschlag in Kenntnis gesetzt 
worden und es sei deshalb auch an dem zum Ausbruch bestimmten 
Tag kein Ehrbarer auf dem Rathaus erschienen. Am Mittwoch vor 
Pfingsten, den 4. Juni, fand der Auflauf statt, in welchem das 
Rathaus von den Aufständischen besetzt wurde. Nach Müllner hätte 
das an dem bestimmten Tag unter der Veste zusammengelaufene 
Volk unter großem Tumult sich des Rathauses bemächtigt, alle 
Gemächer durchstürmt, die vorhandenen Schriften, Freiheitsbriefe, 
Bücher u. s. w zerrissen oder verderbt und den Schatz geplündert. 
Die Ehrbaren, die nicht schon vorher entflohen, seien unter allerlei 
Verkleidungen, in Fäfssern, in Säcken, oder unter Mist versteckt, 
geflüchtet, teilweise von ratsfreundlichen Handwerkern gerettet und 
heimlich aus der Stadt geschafft worden. Diese Schilderung des 
Ratshistoriographen Müllner ist nach den kritischen Untersuchungen 
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