Volltext: Alt-Nürnberg

100 
Kurfürsten zu einem bedeutungsvollen Schritt sich vereinigten, indem 
sie am 16. Juli 1338 auf dem Königsstuhl zu Rhense feierlich 
hekundeten: Es sei Recht und altes Herkommen des Reichs, daß 
der durch die Gesamtheit oder die Mehrheit der Kurfürsten Erwählte 
der Billigung oder Bestätigung des apostolischen Stuhles nicht bedürfe, 
um die Verwaltung und den Titel eines römischen Königs zu über— 
nehmen. Sodann verkündete Ludwig auf dem kurz darauf zu Frankfurt 
abgehaltenen Reichstag öffentlich: daß die kaiserliche Würde und 
Gewalt unmittelbar von Gott allein ist und daß der Erwählte durch 
die Wahl der Kurfürsten ohne weiteres König und Kaiser sei. 
Im gewöhnlichen Leben hießen die römischen Könige ohnedies bereits 
Kaiser,) Zugleich erging ein Befehl des Kaisers an alle Geistlichen 
im Reich, öffentlichen Gottesdienst zu halten trotz dem päpstlichen 
Interdikt bei Strafe der Friedlosigkeit. Namentlich die Städte sorgten 
mit Nachdruck dafür, daß der kaiserliche Befehl auch ausgeführt werde. 
Dieser Kriegserklärung gegen den Papst folgte unmittelbar die 
zgegen König Philipp VI. von Frankreich. An den Reichstag zu 
Frankfurt reihte fich im September ein glänzender Hoftag in Koblenz, 
zu welchem auch König Eduard III. von England, mit welchem 
dudwig ein Bündnis gegen Frankreich geschlossen hatte, erschienen 
war. Die glänzendsten Tage des deutschen Kaisertums schienen 
wviedergekehrt. 4 Herzoge, 3 Erzbischöfe, 6 Bischöfe, 37 Grafen und 
gegen 14000 Herren und Ritter wurden als anwesend gezählt. 
Ludwig verkündete noch einmal die Reichsgesetze des Frankfurter 
Tages und erklärte Philipp von Valois des Thrones von Frankreich 
oerlustig. 
Ludwigs Ansehen im Reich stand wieder auf glänzender Höhe. 
Durch die deutsche Nation ging ein frischer lebendiger Zug; das Volk 
rühlte, daß in Frankreich der wahre Feind des Reiches sei und daß, 
wenn Ludwig mit England im Bunde einen entscheidenden Schlag 
gegen Frankreich führe, auch des Kaisers unversöhnlicher Feind, der 
Papst, getroffen werde. Durch eigene Schuld, durch seinen Wankelmut 
verscherzte Ludwig bald wieder das neugewonnene Ansehen und ver— 
äumte die günstige Gelegenheit, die Macht des deutschen Reichs 
wieder zur Geltung zu bringen. Statt eines frischen, offenen Kampfes 
'm Feld, durch den er die von dem Franzosenkönig hintertriebene 
Aussöhnung mit dem Papste hätte ertrotzen können und durch die 
er jedenfalls mehr erreicht hätte, als durch die massenhaften Streit— 
schriften seiner gelehrten Hoftheologen, wählte er die verwerflichsten 
Winkelzüge. Trotz der stolzen Worte von Frankfurt und Koblenz 
fuhr er fort, auf verschiedenen Wegen um die Verzeihung des Papstes 
zu betteln. „Wie ein Säugling nach der Mutterbrust, so sehnt unsere 
u 
44 
izhen 
epe 
0 
Fflb 
wmsl 
lag 
isz! 
zuhelb 
vV 
M 
0 
Mi 
yen 
ynd 
e 
heih 
nqe 
iichtẽ 
it 
ihp 
rWD 
yster 
Am 
uids 
se 
Is 
Ist 
he 
P 
ꝑ 
ꝑ
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.