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Ein gutez Gewifjen gewinnt und erhält man nicht ohne ftetigen
Kampf gegen „die Gemütsneigungen “. (152, 136.) Dennoch
„will ich Fein Stoicus fein, und mich aller Paffionen entohnigen,
jondern ich weiß, daß mich Gott zu einem Chriften gewürdigt. hat,
foflche zu bezämen und zu regieren“. (140, 106.) So lange iQ
aber lebe, „will ich, weil ich lebe, lernen“ und auch meine Kinder
dazu anhalten, fih in allem Wijjen zu Üben, „dadurch man zu
£hren Ffommen Fann; ohne Katein aber fann niemand einige
Befchicklichfeit in Sprachen und Künften erlangen”. (223, 204.)
Das SchrifthHen will ein Führer durch die Welt zu Gott
jein; e8 Klingt mitunter in Zon und Haltung an Epiktet3 Hand-
büchlein, Mark Aurel® und Auguftins Bekenntnifje an, ohne
ieje Schriften freilich in ihrer Meifter]dhaft zu erreichen.
Daran reiht fich „Salomos Tugend- Regiments- und Hauslehre“,
eine freie Übertragung S. Hals „Salomos Regier- Haushaltungs-
und Sittenfung“. Im Segenjag zu feiner fonftigen Gewohnheit
verchweigt diesmal Harsdörfer den NMamen des Verfalfer3, denn
„für die Lehre handelt fich’s nur um die Münze, nicht den Münz-
meifter “.
Wer verlanget Ruh und Sried |
in dem Herb und im BGemüth
der folg Salomonis Lehr’;
auf daß er / in feinem Leben /
aller Cugend fich ergeben
Hab bey Gott und Menfchen Ebhr.
Wer in fich ein $rieden Reich
Begt / ift Salomoni gleich.
Die Tiere verftehen ihren Vorteil beffer als die Menichen;
lie wehren jih um ihr Leben, die Menichen aber verlafjen die
Tugend, „das zuträglichjte Mittel ihres Glücks“. Man unterweilt
die Jugend zwar aus Arijtoteles über Tugend und Lafter, aber
„ohne wirklichen Xachdruk“. Viel beffer als des MAriftoteles
Weisheit it Gottes Weisheit, wie fie un? Salomo ehrt.
Mriftoteles fteht zu Salomo „wie eine KerBe gegen. die Sonne
gehalten“. (Vorrede.) In der Schrift felbit wird der Verhuch