Volltext: Der Reichsstadt Nürnberg geschichtlicher Entwicklungsgang

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major von Kleist, besetzte die Stadt, legte ihr eine schwere Kon- 
tribution auf!), liess sich zur Sicherheit Geiseln stellen und führte 
Geschütze und Waffen aus dem Zeughause fort. 
Die ausserordentlichen Schwierigkeiten, welche die Schulden- 
last, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Höhe von 
9 Millionen Gulden erreicht hatte, hervorrief, machten eine neue 
Steuer notwendig. Aber die Kopfsteuer, welche der Rat einführte, 
erregte allgemeines Missvergnügen und den Widerspruch der Ge- 
nannten des grösseren Rats, die zuvor hätten gehört werden müssen. 
Mit einer Beschwerde an den Reichshofrat hatten sie übrigens kein 
Glück, ihre sämtlichen Beschwerdepunkte wurden als nicht bestehend 
zurückgewiesen. 
1790 kam es zwischen dem Rat und den Genannten zu einer 
Verhandlung wegen Aufbringung von etwa 60000 fi., deren man 
für die Überführung der Reichskleinodien nach Frankfurt zur 
Kaiserkrönung bedurfte. In so trauriger Verfassung befand sich 
damals die Stadt! Bei diesem Anlass brachte nun der grössere 
Rat seine Beschwerden und Verbesserungsvorschläge, die er in einer 
besonderen Denkschrift niedergelegt hatte, beim kleinen Rate vor. 
Die von 88 dem Bürgerstande angehörigen Genannten unterzeichnete 
Schrift verfolgte den Zweck, eine durchgreifende Reform der 
Finanzverwaltung der Stadt herbeizuführen. Behufs Prüfung der 
von der Stadt zu leistenden Matrikularbeiträge erschien damals 
auch eine Kreisdeputation, welche die Lage des Staates in ihrer 
erschreckenden Trostlosigkeit aufdeckte. Im August 1792 trat 
dann eine aus Mitgliedern des kleineren und des grösseren Rates 
gebildete sogenannte Ökonomieverbesserungs-Kommission behufs Ab- 
stellung der finanziellen Not zusammen. 1794 kam zwischen dem 
Rat und den Genannten der Grundvertrag zu stande, der diesen 
eine entscheidende Stimme in Finanzsachen einräumte. 
Aber die grossen Schwierigkeiten, welche sich im Schooss der 
1) Nach einer handschriftlichen Notiz von Lochner in einem Exemplar von 
„Nürnbergs Vorzeit und Gegenwart“ betrug die Kontribution 1'/, Millionen Thaler, 
eine Summe, die viel zu hoch gegriffen ist. Kleist verlangte anfangs allerdings 
sogar 3 Millionen, welchen ungeheuerlichen Betrag er dann auf 2 Millionen Thaler 
ermässigte. Die Stadt vermochte nur 400000 fl. aufzubringen in Bargeld und in 
Wechseln. Die Wechsel wurden nach dem Friedensschluss nicht mehr bezahlt. 
Im ganzen bat die Stadt an Kontribution und sogenannten Douceurs 262786 fl. 
arleot.
	        
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