Volltext: Der Reichsstadt Nürnberg geschichtlicher Entwicklungsgang

D4 
da heraufsteigt, wirft hier ihre Schatten lange voraus. In Nürnberg, 
der leichtempfänglichen und aufgeweckten Stadt, mit ihrer klugen 
und weltgewandten Kaufmannschaft, mit dem emsigen, gediegenen 
und kunstreichen Gewerbestand, mit dem blühenden Gemeinwesen 
fielen die neuen Ideen, die der Kaufmann von seinen Reisen nach 
Welschland, die der Junge Student, der dort die Universitäten be- 
sucht, mit nach Hause brachte, auf einen wohlvorbereiteten Boden. 
Hier trieb der Humanismus seine schönsten Blüten. Gregor von 
Heimburg, KEobanus Hessus und der Erzhumanist Konrad Celtis 
standen zu Nürnberg in den innigsten Beziehungen, Melanchthon 
richtete der Stadt ihr Gymnasium ein. Nürnberg selbst brachte 
bedeutende Humanisten hervor wie Wilibald Pirkheimer und Christoph 
Scheurl. Schon vorher hatte Regiomontan in Nürnberg eine Schule 
begründet, aus der Männer wie Martin Behaim und Bernhard 
Walther hervorgingen. 
Der neuen Lehre waren die Geistlichkeit, die Geschlechter, die 
Bürgerschaft, das ganze Volk gleich günstig, ja sie wurde mit Be- 
gier ergriffen. Die gelehrte und hochgebildete Geistlichkeit, Männer 
wie Johann Staupitz, Wenzeslaus Link, Wolfgang Volbrecht und 
der leidenschaftliche Osiander bahnten der Reformation die Wege. 
Im Rate wirkten für die neue Lehre der staatsmännische und kluge 
Losunger Anthoni Tucher, der thatkräftige Konrad Nützel, ferner 
Hieronymus Ebner, Hieronymus Holzschuher und der einsichtige und 
geschäftsgewandte Ratsschreiber Lazarus Spengler. Auch Wilibald 
Pirkheiner und Christoph Scheurl standen und kämpften zunächst 
auf dem Boden der Reformation; seit den Wirren des Bauernkriegs 
aber stand jener dem neuen Bekenntnis nur noch widerwillig gegen- 
über und dieser kehrte ihm gar den Rücken. 
Hans Sachs, der Dichter der Reformation, verkündete das 
neue Evangelium laut vor allem deutschen Volke in seiner Witten- 
bergischen Nachtigall. Dem Eifer der von vornherein evangelisch 
gesinnten Geistlichkeit, der Energie des Rates und der grossen 
Empfänglichkeit der ganzen Bürgerschaft war es zuzuschreiben, 
dass die neue Lehre in so kurzer Zeit die ganze Stadt ergriff. 
Bis 1525 war Nürnberg in aller Ruhe evangelisch geworden. 
Und wo war die Stadt im weiten deutschen Reiche, in der 
sich eine solche Unsumme genialer Kraft gehäuft fand, wo in 
regem Wetteiter jene Meister der Kunst und des Kunsthandwerks 
wirkten, deren Arbeiten von nah und fern begehrt wurden, deren
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.