Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Der schwarze Mann. 
fallend geübter Hand beschriebenes Blatt Papier, das Daumer 
1873 lithographisch nachbilden ließ und folgenden Inhalt hat. 
„Den 18ten in der Nacht machte ich im Traum den (1) Vers: 
O Siehe, du böser Mensch in die Natur, wie herrlich Jsie be— 
reitet würd, für uns in Zukunft u. in die Ewigkeit! Betrachte du 
den Baum, das feld, die ganze fluhr u. JDenke wie mich der liebe 
Gott, hat aus den Dunklen Licht in's helle mich, mit größter 
freundlichkeit gebracht; / Und alle Menschen ruffen in seiner bracht, 
der liebe, Gott beschützet mich noch ferner mit seiner gütigen Hand.“ 
Daumer, ebenso hellsehend wie sein Zögling, entdeckt mit Leichtig— 
keit, daß „hier ein infolge mangelhafter Erinnerung verdorbenes 
und verstümmeltes Gedicht zu Grunde liegt. H. spricht darin ohne 
Zweifel den Mann an, der ihm das Leben rauben wollte.“ Wirk— 
lich? Gewiß, denn wenn man die ursprünglichen Verse wieder her— 
stellt (das Original fälscht) und in das Sinnlose und Ab— 
gerissene Sinn und Zusammenhang bringt', lauten die 
vier Schlußverse so: 
„Das Eisen das mich schlug, hat nichts genutzt. 
Ich lebe noch, so nah der Tod mir stand, 
Und alle Menschen sagen mir: Gott schützt 
Dich ferner noch mit seiner gütigen Hand“ 
Kaspar hat seinen Zweck und seine Umgebung außerordentlich 
gut verstanden. Der ungefährliche Einschnitt in die Stirn— 
haut)) rief nicht bloß wieder Tausende von Neugierigen vor die 
Wohnung, nachdem man in der Stadt selbst „nach und nach auf— 
1) Wundärztliche Kritik wäre eine Beleidigung des verständigen Lesers. Denn 
schon die Richtung der Schnittwunde schließt den erlogenen Angriff vollständig 
aus; bei einer solchen unbedeutenden Wunde fällt das Opfer nicht, wie Kaspar 
Aunkert, wie ein mit Kraft geworfener Kegel erst rück- und dann wieder vor— 
wärts; als Hieb- oder Stoßwunde von solcher Kraft aber würde sie andere 
Folgen gehabt haben. Kaspar hat das auch sehr gut aus den Gesprächen heraus— 
gehört und wollte auch „deutlich verspüren, daß am linken Ende der Wunde die 
Hirnschale selbst etwas verletzt sei'. Er war durch seine Buchbinder- und Papp⸗ 
arbeiten, die er bei Schnerr lernte, durch seine Tischlerarbeiten bei Daumer natür— 
lich nicht ohne Messer. Aber wer wollte damals bei dem Wundermenschen selbsft 
Nachforschungen anstellen!
	        
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