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gewesen sein. Hat doch selbst der Gärtner zu Schoppershof nur
1 Löchlein mit Potacken“ und es war erst im Dezember. Die Kartoffel
kam übrigens schon im 16. Jahrhundert nach Nürnberg. In einem Briefe,
den der Nürnberger Arzt Dr. Joachim Camerarius an den Arzt des
Bischofs von Bamberg Sigmund Schnitzer i. J. 1588 oder 1589
richtet, ist die Rede von einer indischen Wurzel, welche bei den Schrift—
tellern „Pappas Indicum“ heiße und von anderen, wie z. B. Baubinus,
Jolanum tubérosum genannt werde. Er könne der Bestimmung dieser Pflanze
als Solaneenart nicht beipflichten, denn er habe im vorigen Jahre
von den Wurzeln, die nach Art der Rüben zubereitet worden seien,
zfter mit Lust gegessen, aber schlimme Folgen irgend welcher Art nicht
verspürt. Später (1591) schickte er seinem Freunde drei Pflanzen, die er
zerade bei der Hand hatte, eine mit ihrer knollenförmigen Wurzel (tuber—
ulosa radico), welche noch mehrere andere hervorzubringen pflege.) Nach
allem kann die Pflanze, von der Camerarius spricht, nur Solanum
tuberosum gewesen sein.
Der Umstand aber, daß ihm die gekochten Knollen nicht übel
bekamen, verleitet ihn nur zu dem irrigen Schluß, daß er nicht eine
giftige Solaneenart verzehrt haben könne. Damals brachte es die Kartoffel
noch zu keiner weiteren Ausbreitung in Deutschland. Erst um 1716 baute
man sie in Franken bei Bamberg und Bayreuth auf Ackern, nicht viel
päter in der Nürnberger Gegend. Will?) bemerkt 1782: „Kartoffeln
werden in der Gegend von Nürnberg seit ungefähr 50 Jahren gebaut und
zwar die deutschen; denn die wälschen bauet man erst seit 6 bis 8 Jahren,
ind wo diese einmal auf dem Felde waren, kommen keine deutschen
mehr fort. Ich erinnere mich, da ich auf dem Lande geboren bin,
hres ersten Anbaues gar wohl, und weiß nicht nur, daß man vor
hnen gelbe Rüben für das Vieh gebraucht, sondern daß sie auch sehr
lange kein Mensch genossen habe. Ich kam im Jahre 1746 nach Sachsen
und es war mir neu, daß sie eine Speise der Menschen waren und daß
nan Mehl und Gebackenes davon bereitete.“ Erst im 19. Jahrhundert
erhielt die Kartoffel ihre außerordentliche Verbreitung und verdrängte
oder beschränkte doch den Anbau der Hülsenfrüchte und verschiedener
Futterkräuter.
Die weiteren Aufzeichnungen, die uns noch zu Gebot standen, än—
dern an dem Pflanzeninventar der Nürnberaer Nutzgärten des 18. Jahr—
hunderts nichts mehr.
Wenn wir nun zur Besprechung der Ziergewächse übergehen, so
1) Joh. Hornung, Cista medica. Noribergae Sumptibus Simonis Halb⸗
mayri 1616. S. 227.
2) (Will), Histor.diplomatisches Magazin. 2. Bd. S. 514. 515.