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der gemeine Mann nirgends so gut sitze, als im Nürnbergischen.
Die zur Frhaltung der Ordnung notwendigen Steuern seien
gering; schliesslich versprach der Rat, im Falle einer Teuerung
Hülfe zu schaffen. So ging das Jahr 1524 ruhig vorüber.
Mittlerweile rüstete der schwäbische Bund zur Bekämpfung der
Bauern; auch Nürnberg stellte auf seine Aufforderung (10. Februar)
sin Drittel seines Contingentes, 270 Mann zu Fuss, und später
ein zweites Drittel. Die Stadt befand sich von Anfang an mit
den Bundesständen, deren Absicht auf die rücksichtslose Unter-
drückung der Bauern ging, im Widerspruch. Die regierenden
Patricier hatten ein Herz für die Sache des Evangeliums bei
den Bauern und Verständnis für ihre sociale Lage. Eine neue
Verkündigung an das Land gab zu, dass die Empörung zumeist
dadurch entstanden sei, dass man den Unterthanen das‘ Wort
Gottes nicht gestattet habe und sie daneben mit unzähligen be-
schwerlichen Lasten belästigt seien; aber die Handlungsweise,
durch welche sie sich derselben entledigen wollten, sei un-
christlich und wider das Evangelium. Es wurde vor lügneri-
schen Siegesnachrichten der Bauern und der Rache des Bundes
gewarnt !).. Den Unterthanen, die eine Beschwerde hätten, ward
Abhülfe zugesagt und es wurden demgemäss die beiden Rats-
herren Haller und Siegfried Koler Ende April bestellt, um an
bestimmten Tagen auf „ziemliche Mittel“ zu verhandeln ?). Mit
Recht konnte sich der Rat in seinem Ausschreiben vom 8. Juni
rühmen, dass er sich stets väterlich und gutwillig gegen seine
Unterthanen gehalten habe. Ihre Gewaltmassregeln verurteilte
er wie Luther. Ganz unbegründet ist daher der damals viel-
fach erhobene Vorwurf, der Rat habe den Aufstand der Bauern
begünstigt. Im Fall eines Sieges der Bauern war es auch um
die Herrschaft der Patricier geschehen; die Bauern rechneten
stark auf eine demokratische Bewegung in der Stadt zu ihren
Gunsten. Aber auch eine gewaltsame Niederwerfung der Auf-
ständischen misfiel dem Rat aus Gründen der Menschlichkeit,
und weil man für das Evangelium fürchtete. Unter diesen
Umständen suchte der Rat dem Aufstande in seinem Gebiete
zuvorzukommen, indem er Nachgiebigkeit und Strenge je nach
Umständen walten liess; zugleich suchte er in dem Nachbar-
gebiete des Bischofs von Bamberg für den Frieden zu
wirken und fremde Bauernhaufen fern zu halten. Alles Ge-
hässige wurde vermieden, dem Bunde nicht mehr als die pflicht-
gemässe Hülfe geleistet, kein Bündnis gegen die Bauern ge-
schlossen. Bei beiden Parteien wurde beständig für einen Ausgleich
1) Kamann, Beilage IN, Pfinztag nach Ostern.
vom 21. April.
Ludewir, Die Politik Nürnbergs,
2) Ratgaverlaagg
„Aadtbibliethet