Objekt: Von 1520-1534 ([2. Band])

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der gemeine Mann nirgends so gut sitze, als im Nürnbergischen. 
Die zur Frhaltung der Ordnung notwendigen Steuern seien 
gering; schliesslich versprach der Rat, im Falle einer Teuerung 
Hülfe zu schaffen. So ging das Jahr 1524 ruhig vorüber. 
Mittlerweile rüstete der schwäbische Bund zur Bekämpfung der 
Bauern; auch Nürnberg stellte auf seine Aufforderung (10. Februar) 
sin Drittel seines Contingentes, 270 Mann zu Fuss, und später 
ein zweites Drittel. Die Stadt befand sich von Anfang an mit 
den Bundesständen, deren Absicht auf die rücksichtslose Unter- 
drückung der Bauern ging, im Widerspruch. Die regierenden 
Patricier hatten ein Herz für die Sache des Evangeliums bei 
den Bauern und Verständnis für ihre sociale Lage. Eine neue 
Verkündigung an das Land gab zu, dass die Empörung zumeist 
dadurch entstanden sei, dass man den Unterthanen das‘ Wort 
Gottes nicht gestattet habe und sie daneben mit unzähligen be- 
schwerlichen Lasten belästigt seien; aber die Handlungsweise, 
durch welche sie sich derselben entledigen wollten, sei un- 
christlich und wider das Evangelium. Es wurde vor lügneri- 
schen Siegesnachrichten der Bauern und der Rache des Bundes 
gewarnt !).. Den Unterthanen, die eine Beschwerde hätten, ward 
Abhülfe zugesagt und es wurden demgemäss die beiden Rats- 
herren Haller und Siegfried Koler Ende April bestellt, um an 
bestimmten Tagen auf „ziemliche Mittel“ zu verhandeln ?). Mit 
Recht konnte sich der Rat in seinem Ausschreiben vom 8. Juni 
rühmen, dass er sich stets väterlich und gutwillig gegen seine 
Unterthanen gehalten habe. Ihre Gewaltmassregeln verurteilte 
er wie Luther. Ganz unbegründet ist daher der damals viel- 
fach erhobene Vorwurf, der Rat habe den Aufstand der Bauern 
begünstigt. Im Fall eines Sieges der Bauern war es auch um 
die Herrschaft der Patricier geschehen; die Bauern rechneten 
stark auf eine demokratische Bewegung in der Stadt zu ihren 
Gunsten. Aber auch eine gewaltsame Niederwerfung der Auf- 
ständischen misfiel dem Rat aus Gründen der Menschlichkeit, 
und weil man für das Evangelium fürchtete. Unter diesen 
Umständen suchte der Rat dem Aufstande in seinem Gebiete 
zuvorzukommen, indem er Nachgiebigkeit und Strenge je nach 
Umständen walten liess; zugleich suchte er in dem Nachbar- 
gebiete des Bischofs von Bamberg für den Frieden zu 
wirken und fremde Bauernhaufen fern zu halten. Alles Ge- 
hässige wurde vermieden, dem Bunde nicht mehr als die pflicht- 
gemässe Hülfe geleistet, kein Bündnis gegen die Bauern ge- 
schlossen. Bei beiden Parteien wurde beständig für einen Ausgleich 
1) Kamann, Beilage IN, Pfinztag nach Ostern. 
vom 21. April. 
Ludewir, Die Politik Nürnbergs, 
2) Ratgaverlaagg 
„Aadtbibliethet
	        
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